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Повесть «До Адама» (Bevor Adam kam) на немецком языке – Джек Лондон

Фантастическая повесть «До Адама» (Bevor Adam kam) на немецком языке – читать онлайн, автор книги – Джек Лондон. Повесть «До Адама» была не такой известной, как некоторые другие произведения Джека Лондона - «Морской волк», «Зов предков» - которые были переведены на многие самые распространённые языки мира. Тем не менее, повесть «До Адама» является интересным художественным отображением истории древних людей.

Остальные рассказы, повести и романы, которые написал Джек Лондон, а также много других литературных произведений известных писателей можно читать онлайн в разделе «Книги на немецком» (для детей создан раздел «Сказки на немецком»).

Для тех, кто самостоятельно изучает немецкий язык по фильмам, создан раздел «Фильмы на немецком языке» (для детей есть раздел «Мультфильмы на немецком»).

Для тех, кто хочет учить немецкий язык не только самостоятельно, но и с преподавателем, есть информация на странице «Немецкий по скайпу».

 

Теперь переходим к чтению повести «До Адама» (Bevor Adam kam) на немецком языке. На этой странице выложены первые 3 главы книги, а ссылка на продолжение фантастической повести «До Адама» будет в конце страницы.

 

Bevor Adam kam

 

1. KAPITEL

Bilder! Bilder! Bilder! Oft, bevor ich das nötige Wissen erwarb,  pflegte ich mich zu fragen, woher die zahlreichen Bilder kamen, die meine Träume erfüllten, denn es waren Bilder einer Art, die ich tagsüber - im Wachzustand - noch nie gesehen hatte. Sie machten meine Kindheit zur Qual, meine Träume zu einer Folge von Nachtmahren und überzeugten mich bald, daß ich mich von jedem anderen meiner Art unterschied und eine widernatürliche Kreatur darstellte, auf der ein Fluch lastete.

Lediglich tagsüber konnte ich das Glück des Daseins erleben. Meine Nächte jedoch unterlagen der Herrschaft der Furcht – und welcher Furcht! Ich wage sogar zu behaupten, daß keiner der Menschen, die mit mir auf Erden wandeln, jemals eine ähnlich starke Furcht erlitten haben kann. Denn die Furcht, die mich erfüllte, ist die der Vergangenheit; die Furcht, die in einer jüngeren Welt vorherrschte, in den Kindheitstagen einer jüngeren Welt. Kurz gesagt: die Furcht, die in jener Periode überhand nahm, die man als Mittleres Pleistozän kennt.

Was ich damit meine? Ich sehe ein, daß es einiger Erklärungen bedarf, bevor ich über die Beschaffenheit meiner Träume berichten kann. Ohne sie könnte ich nur wenig von der Bedeutung der Dinge vermitteln, die ich so gut kenne. Während ich dies schreibe, erheben sich alle Wesen und Ereignisse dieser anderen Welt in einer vor mir ausgebreiteten Phantasmagorie, und ich weiß, daß diese Bilder für jeden anderen ungereimt und unverständlich bleiben müssen.

Was würde Ihnen die Freundschaft Schlappohrs bedeuten, was der warme Blick der Flinken, die Lüsternheit und der Atavismus Rotauges Ihnen bedeuten? Eine urkomische Zusammenhanglosigkeit, sonst nichts. Und eine urkomische Zusammenhanglosigkeit waren ebenso die Handlungen des Feuervolkes und der Baumbewohner und die plappernden Versammlungen der Horden, denn Sie kennen nicht den Frieden der kühlen Klippenhöhlen, das Durcheinander an den Wasserlöchern am Ende eines Tages. Sie haben nie das Beißen des Morgenwindes auf einem Baumwipfel erlebt, noch den süßen Geschmack junger Baumrinde im Munde.

Sie verstünden mich eher, wage ich zu behaupten, wenn Sie wie ich während meiner Kindheit die gleiche Begegnung gehabt hätten. Als Junge war ich den anderen sehr ähnlich - solange ich wach war. Erst im Schlaf zeigte sich der Unterschied.

Solange ich mich zurückerinnern kann, bestand mein Schlaf aus einem Zeitraum des Entsetzens. Nur selten waren meine Träume mit einem Schimmer von Glück gesegnet. In der Regel waren sie vollgestopft mit Furcht, mit einer Furcht, die so seltsam und fremdartig war, daß sie keine abwägbare Natur besaß. Keine der Ängste, die ich in meinem wachen Leben erfuhr, kam jener gleich, die mich während des Schlafs übermannte. Diese Furcht war von einer Beschaffenheit und Art, die alle meine Erfahrungen überstieg.

Ich war zum Beispiel ein Stadtjunge, eine Stadtkind, für das das Land eher eine unerforschte Domäne darstellte. Und doch träumte ich niemals von Städten; nicht einmal ein Haus tauchte in meinen Träumen auf, und ebensowenig durchbrach je ein menschliches Wesen die Mauern meines Schlafs. Ich, der die Bäume stets nur in Parks oder illustrierten Büchern gesehen hatte, durchwanderte im Schlaf endlose Wälder. Desweiteren waren diese Traumbäume keinesfalls nur eine verschwommene Vision. Sie waren klar und deutlich. Ich gehörte im Sinne einer praktizierten Intimität zu ihnen. Ich sah jeden Ast und jedes Zweiglein.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich das erstemal im Wachzustand eine Eiche sah. Als ich auf die Blätter, Äste, und Eicheln schaute, erkannte ich mit schmerzlicher Intensität, daß ich den gleichen Baumtyp unzählige Male im Schlaf gesehen hatte. Deswegen war ich auch nicht überrascht, als ich in meinem späteren Leben augenblicklich, beim ersten Ansehen, sofort Rottannen, Eiben, Birken und Lorbeerbäume unterscheiden konnte. Ich hatte sie alle schon gesehen und sah sie damals noch, jede Nacht im Schlaf.

Dies verstößt, wie Sie sicher bereits erkannt haben, gegen das oberste Traumgesetz, daß man nämlich in seinen Träumen nur das sieht, was man zuvor im Wachzustand gesehen hat. Aber meine sämtlichen Träume widersprachen diesem Gesetz. Ich sah in ihnen niemals auch nur das geringste, das ich aus meinem wachen Leben kannte. Zwischen meinem Traum- und meinem Wachleben klafften Welten, und es gab nichts, was sie miteinander verband, außer mir. Ich war das einzige Verbindungsglied, das irgendwie beide Leben lebte.

Bereits während der frühesten Kindheit hatte ich erfahren, daß Nüsse vom Spezerei- und Trauben vom Obsthändler kommen; aber bevor dieses Wissen mich erreichte, hatte ich schon in meinen Träumen Nüsse von Bäumen gepflückt oder sie gesammelt am Fuße der Bäume verzehrt und auf gleiche Weise Trauben von Ranken und Büschen gegessen. Im wirklichen Leben hatte ich diese Erfahrung nie gemacht.

Ich werde niemals vergessen, als ich zum erstenmal Heidelbeeren auf einem Tablett serviert sah. Ich hatte sie nie zuvor gesehen, und doch sprangen in dem Augenblick, in dem ich sie sah, aus meinem Geist Erinnerungen an Träume hervor, in denen ich durch ein sumpfiges Land gewandert war und mich an ihnen sattgegessen hatte. Ich füllte meinen Löffel und wußte - noch bevor ich ihn zum Mund führte - wie die Heidelbeeren schmecken würden. Ich war nicht einmal enttäuscht. Es war derselbe Geschmack, den ich tausendmal im Schlaf geschmeckt hatte.

Schlangen? Lange bevor ich von ihrer Existenz überhaupt hörte, quälten sie mich schon im Schlaf. Sie lauerten mir auf den Waldlichtungen auf, sprangen hoch, schnappten nach meinen Füßen, schlängelten sich durch das trockene Gras oder über nacktes Felsgestein, ringelten sich mit ihren langen, glänzenden Leibern um Baumstämme, trieben mich höher und höher und höher und weiter und weiter auf die schwankenden und knackenden Äste, während der Boden in schwindelerregender Tiefe versank.

Schlangen! - mit ihren gespaltenen Zungen, ihren perlenförmigen Augen und glitzernden Schuppen, ihrem Zischen und Klappern - kannte ich sie nicht schon allzu gut am Tage meines ersten Zirkusbesuchs, als ich den Schlangenbändiger sie aufheben sah? Für mich waren sie alte Bekannte; Gegner, die meine Nächte mit Angst erfüllt hatten.

Ah, und diese endlosen Wälder mit ihrer alptraumhaften Düsternis! Welche Ewigkeiten lang habe ich sie durchwandert, eine furchtsame, gejagte Kreatur, die beim kleinsten Geräusch zusammenzuckte, Angst vor dem eigenen Schatten hatte und stets alarmbereit war, in wilder Flucht um das eigene Leben zu laufen. Denn ich war die Beute jeder Art ungezügelten Lebens, das den Wald bewohnte, und es waren Ekstasen der Angst, die ich empfand, wenn ich vor den jagenden Ungeheuern floh.

Als ich fünf Jahre alt war, besuchte ich zum erstenmal den Zirkus. Ich kam krank aus ihm nach Hause zurück, aber das lag weder an den Erdnüssen noch an der Zitronen limonade. Lassen Sie es mich Ihnen erklären. Als wir das Tierzelt betraten, zerriß ein heiseres Brüllen die Luft. Ich riß mich von der Hand meines Vaters los und sauste auf den Ausgang zu. Ich prallte mit den Leuten zusammen, fiel hin und schrie während der ganzen Zeit vor Entsetzen. Mein Vater fing mich ein und besänftigte mich, indem er auf die Menge der Leute wies, die dem Brüllen sorglos gegenüberstanden und versicherte mir, mir könne nicht geschehen.

Nichtsdestotrotz verspürte ich Furcht und zitterte. Es kostete meinen Vater ziemliche Überredungskunst, mich dazu zu bewegen, an den Käfig heranzugehen. Ah, und im gleichen Augenblick erkannte sie mich. Die Bestie! Der Schreckliche!

Und vor meinem inneren Auge blitzten die Erinnerungen an meine Träume auf: Ich sah die auf das hohe Gras scheinende Mittagssonne, den lautlos weidenden, wilden Stier, das sich plötzlich teilende Gras, den raschen Ansturm des Gelbbraunen, den Sprung auf den Rücken des Stiers. Ich hörte das Krachen und Brüllen und das Brechen von Knochen. Oder ein anderesmal: die kühle Stille am Wasserloch, das Wildpferd auf den Knien, zaghaft trinkend, und dann der Gelbbraune - der ewige Gelbbraune! - auf dem Sprung, das Schreien des Pferdes, das Aufspritzen des Wassers - und wieder das Brechen von Knochen. Dann wieder das düstere Zwielicht und die traurige Stille am Ende des Tages, durchbrochen von gewaltigen, vollkehligen, wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts erklingenden Aufbrüllen - und sofort daraufhin das wahnsinnige Plappern und Kreischen zwischen den Bäumen.

Und auch ich zittere vor Angst, bin einer der vielen Kreischenden und Plappernden, die zwischen den Bäumen Schutz suchen.

Als ich ihn hilflos hinter den Käfigstangen sah, überfiel mich die Wut. Ich fletschte die Zähne, hüpfte auf und nie der, gab ein zusammenhangloses, kreischendes Gespött von mir und schnitt dumme Grimassen. Er antwortete, warf sich gegen die Gitterstäbe und brüllte mir seinen ohnmächtigen Zorn entgegen. Ja, auch er kannte mich, und die Träume, die ich träumte, waren die der alten Zeit und ihm daher verständlich.

Meine Eltern ängstigten sich. »Das Kind ist krank«, sagte meine Mutter.

»Er ist hysterisch«, sagte mein Vater.

Ich sagte nichts, und sie erfuhren es nie. Ich hatte bereits eine besondere, meine Dualität - diese Halb-Bewußtseinsspaltung, wie ich sie zu nennen glauben darf - betreffende Reserviertheit entwickelt. Ich sah den Schlangenbeschwörer und sonst an diesem Abend vom Zirkus nichts mehr. Ich wurde nervös und übermüdet nach Hause gebracht, krank vom Einbruch des Lebens der Träume in mein Wirkliches. Ich habe meine Reserviertheit erwähnt. Nur einmal bekannte ich mich gegenüber einem anderen. Es war ein Junge, mein Spielkamerad, wir waren acht Jahre alt. Aus meinen Träumen konstruierte ich für ihn Bilder der verschwundenen Welt, in der ich einst gelebt zu haben glaubte. Ich erzählte ihm von den Schrecken dieser frühen Zeit, von Schlappohr und den Streichen, die wir begingen, von den plappernden Versammlungen, den Feuerleuten und ihrem Lebensraum.

Er lachte mich aus, verspottete mich und erzählte mir Geschichten von Geistern und Toten, die nachts umherwandeln. Aber hauptsächlich lachte er über die Langweiligkeit meiner Phantasie. Ich erzählte ihm mehr, und er lachte noch lauter. Ich schwor ihm mit aller Ernsthaftigkeit, daß das, was ich ihm erzählte hatte, der Wahrheit entsprach - und da begann er mich merkwürdig anzusehen. Bald darauf gab er entstellte Versionen meiner Erzählungen an unsere Spielkameraden weiter, bis mich schließlich alle merkwürdig ansahen.

Es war eine bittere Erfahrung, aber ich lernte meine Lektion. Ich war anders als sie alle. Ich war anormal und besaß etwas, das sie nicht verstehen konnten. Alles, was ich darüber sagte, konnte nur Mißverständnisse hervorrufen. Wenn die Geschichten über Geister und Kobolde die Runde machten, schwieg ich und lächelte grimmig vor mich hin. Ich dachte an meine furchtbaren Nächte und wußte, daß sie reale Dinge waren - real wie das Leben selbst, keine saftlosen Wahnvorstellungen und vagen Schattenbilder eingebildeter Ängste.

Im Gedanken an den Butzemann und böse Menschenfresser lag für mich kein Entsetzen. Der Sturz durch belaubte Zweige

aus schwindelerregenden Höhen, die nach mir schnappende Schlange, die mich mit plapperndem Geschrei zur Seite springen und flüchten ließ, die wilden Hunde, die mich über offenes Land in ein Gehölz jagten - das waren konkrete und reale Schrecken. Es waren Ereignisse, keine Vorstellungen; Dinge aus Fleisch und Blut. Verglichen mit den Schrecknissen meiner Kindheit waren Menschenfresser und Butzemänner Dinge, die ich mir als Bettgefährten gewünschte hätte – und immer noch wünsche, selbst heute, wo ich diese schreibe und reif an Jahren bin.

 

2. KAPITEL

Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß mir in meinen Träumen niemals ein menschliches Wesen begegnete. Diese Tatsache wurde mir sehr früh bewußt. Ich spürte das Nichtvorhandensein von Wesen meiner eigenen Art sehr deutlich.

Selbst als kleines Kind hatte ich inmitten der Schrecken meiner Träume stets das Gefühl, ich brauchte, um aus dem Entsetzen gerettet zu werden und nie wieder von ihm umgeben zu sein, nur einen einzigen Menschen finden!

Ich muß wiederholt vorbringen, daß ich diesen Gedanken während meiner Träume hatte und sehe dies als Beweis der Vermischung meiner beiden Persönlichkeiten an. Irgendwie müssen die beiden mir innewohnenden Seelen in einer Verbindung stehen. Meine Traumpersönlichkeit lebte im längst Vergangenen, in jener Zeit, bevor der Mensch, wie wir ihn kennen, zum Sein gelangte; meine andere, tagsüber dominierende Persönlichkeit, versetzt sich bis zu einem gewissen Wissensgrad in die Substanz meiner Träume hinein.

Vielleicht werden die Psychologen, die dieses Buch lesen, sich daran stoßen, in welchem Zusammenhang ich den Begriff der „gespaltenen Persönlichkeit" gebrauche. Ich weiß um die Bedeutung dieses Begriffs, und doch bin ich in Ermangelung eines treffenderen Ausdrucks dazu gezwungen, ihn auf meine Weise zu gebrauchen. Ich nehme Deckung hinter der Unzulänglichkeit der Sprache. Und jetzt meine Erklärung des Gebrauchs - oder Mißbrauchs - dieses Begriffs.

Erst als ich ein junger Mann war und das College besuchte, erhielt ich den ersten Hinweis auf den tieferen Sinn und die Ursache meiner Träume. Bis dahin waren sie bedeutungslos und ohne offensichtlichen Zusammenhang gewesen. Aber auf dem College entdeckte ich Evolution und Psychologie und lernte die Erklärungen verschiedener seltsamer geistiger Zustände und Erfahrungen kennen. Zum Beispiel gibt es da den Falltraum - die gewöhnlichste Traumerfahrung, die praktisch aus erster Hand jedem Menschen, bekannt ist.

Dies, erzählte mir mein Professor, sei eine rassische Erinnerung. Sie führe zurück zu unseren entfernten, noch auf Bäumen lebenden Vorfahren. Für sie, die Baumbewohner, stellte die Gefahr des Fallens eine allgegenwärtige Bedrohung dar. Viele verloren dabei ihr Leben. Sie alle erlebten schreckliche Stürze und retteten sich nur, indem sie sich während des Falles an irgendwelche Äste klammerten.

Ein auf diese Weise verhüteter Sturz rief in ihnen einen Schock hervor. Und ein solcher Schock erzeugte in den Zerebralzellen einen Molekülwechsel. Diese Molekularveränderung wurde in die Zerebralzellen des Nachwuchses übertragen und somit, kurz gesagt, zu einer rassischen Erinnerung. Wenn Sie oder ich schlafen oder vor uns hindösen, plötzlich in die Leere fallen und kurz vor dem Auftreffen auf den Boden entsetzt zu Bewußtsein gelangen, erinnern wir uns nur an das, was unseren baumbewohnenden Vorfahren geschah und uns durch zerebrale Veränderung in das Erbgut der Rasse eingeprägt wurde.

Daran ist nichts weniger seltsam als an einem Instinkt. Ein Instinkt ist lediglich eine Anlage, die in das Material unserer Erbmasse eingeprägt wurde, das ist alles. Es ist nebenbei bemerkenswert, daß wir in diesen Fallträumen, die Ihnen, mir und allen von uns so bekannt sind, den Boden niemals berühren. Ihn zu berühren wäre nämlich gleichbedeutend mit dem Tod. Jene unsere baumbewohnenden Vorfahren, die auf den Boden schlugen, starben auf der Stelle.

Richtig, der Schock ihres Falls wurde zwar den Zerebralzellen übermittelt, aber sie starben sofort, ohne Nachkommenschaft zu haben. Sie und ich stammen von jenen ab, die den Boden nicht erreichten; deswegen treffen Sie und ich auch niemals auf den Boden auf.

Und jetzt kommen wir zur gespaltenen Persönlichkeit. Wir haben, wenn wir hellwach sind, nie das Gefühl des Falls.

Unsere tagwache Persönlichkeit hat diese Erfahrung nie gemacht. Deswegen - und hier ist die Beweisführung unwiderstehlich - muß es eine andere und abgesonderte Persönlichkeit sein, die fällt, wenn wir schlafen. Sie muß die Erfahrung eines solchen Falls gemacht haben und kurz gesagt die Erinnerung an die Erfahrungen einer vergangenen Rasse besitzen, so wie unsere tagwache Persönlichkeit eine Erinnung an unsere bei Tage gemachten.

In diesem Stadium meiner Schlußfolgerung begann ich klarer zu sehen. Ich wurde von blendender Helligkeit erleuchtet und die Erleuchtung erklärte alles, was in meinen Traumerfahrungen bisher übernatürlich, unheimlich und von abnormer Unmöglichkeit gewesen war. Während des Schlafs nahm mich nicht meine Tagespersönlichkeit in ihre Obhut, sondern eine andere, abgespaltene, die einen neuen und völlig anderen Vorrat an Erfahrungen besaß und der Welt meiner Träume entstammte und Erinnungen dieser anderen Erfahrungen besaß.

Wer war diese Persönlichkeit? Wann hatte sie selbst ein Tagleben auf diesem Planeten gelebt, um ihren seltsamen Erfahrungsvorrat sammeln zu können? Dies waren Fragen, die meine Träume selbst beantworteten. Diese Persönlichkeit hatte im fernen Gestern gelebt, als die Welt noch jung war; in jener Periode, die wir das Mittlere Pleistozän nennen. Sie fiel von den Bäumen, schlug aber nicht am Boden auf. Sie schnatterte vor Angst, wenn der Löwe brüllte. Sie wurde von Raubtieren verfolgt und von tödlichen Schlangen angegriffen.

Sie plapperte während der Versammlungen mit anderen ihrer Art und empfing in jenen Tagen, in denen sie vor ihnen floh, die ungestümen Sitten des Feuervolkes.

Aber, so höre ich Sie jetzt einwenden, warum gehören diese rassischen Erinnerungen nicht auch uns; warum sehen wir nicht auch diese vage andere Persönlichkeit, die in die Leere fällt, wenn wir schlafen?

Ich darf darauf mit einer Gegenfrage antworten. Warum gibt es zweiköpfige Kälber? Und meine eiserne Antwort darauf lautet, weil sie Mißgeburten sind. Und damit beantworte ich Ihre Frage. Ich besitze diese andere Persönlichkeit und diese vollständige rassische Erinnerung, weil ich eine Mißgeburt bin.

Aber lassen Sie mich deutlicher werden. Die alltäglichste rassische Erinnerung haben wir während eines Falltraums. Die ihn erlebende andere Persönlichkeit ist nicht sehr ausgeprägt. Die einzige Erinnerung, die sie besitzt, ist die des Falls. Aber viele von uns haben schärfere, fest umrissenere andere Persönlichkeiten. Viele von uns haben Flugträume; Träume, in denen sie von Ungeheuern verfolgt werden; Farbträume, Erstickungsträume und Reptil- und Ungezieferträume. Kurz gesagt, während die andere Persönlichkeit andeutungsweise in jedem von uns vorhanden ist, ist sie in manchen Menschen beinahe ausgelöscht, in anderen jedoch stärker vorhanden.

Einige von uns haben stärkere und vollkommenere rassische Erinnerungen als die anderen.

Es ist alles eine Frage des unterschiedlichen Besitzergreifens durch die andere Persönlichkeit. Was mich anbetrifft, ist sie enorm. Meine zweite Persönlichkeit ist fast ebenso stark wie meine eigene. Und was das betrifft, bin ich eine Mißgeburt; ein Wesen mit abnormen Erbgut.

Ich bin der Ansicht, daß dieses Besitzergreifen der anderen Persönlichkeit bei ein paar anderen, wo dies nicht sonderlich stark der Fall war, dazu geführt hat, daß sie an persönliche Wiedergeburt glauben. Es ist sehr plausibel für solche Leute, eine akzeptable Hypothese. Wenn sie Visionen von Ereignissen haben, die sie im wirklichen Leben niemals sahen und sie Erinnerungen von Handlungen und Geschehnissen aus grauer Vorzeit bestürmen, ist die einfachste Erklärung für sie die, daß sie schon einmal gelebt haben.

Aber diese Leute begehen den Fehler, ihre eigene Dualität zu ingnorieren. Sie erkennen ihre andere Persönlichkeit nicht. Sie glauben, es sei ihre eigene und nehmen an, daß sie nur über eine einzige verfügen. Aus einer solchen Voraussetzung können sie nur schließen, vorhergehende Leben gelebt zu haben. Aber sie irren sich. Es handelt sich nicht um Reinkarnation.

Ich sehe mich selbst durch die Wälder dieser noch jungen Welt streifen - und doch sehe ich nicht mich, sondern jemanden, der nur ein weitentfernter Teil von mir ist, wie mein Vater und mein Großvater weniger weitentfernte Teile meiner selbst sind. Dieses mein anderes Ich ist ein Vorfahr, ein Ahnherr meiner Ahnherren aus der Frühlinie meiner Rasse und selbst ein Nachkomme einer Linie, die lange vor seinen Lebzeiten Finger und Zehen entwickelte und auf die Bäume kletterte.

Ich muß noch einmal - selbst auf das Risiko hin, langweilig zu wirken - in diesem einen Fall darauf hinweisen, daß man mich als Mißgeburt zu sehen hat. Ich besitze nicht nur ein rassisches Erinnerungsvermögen außergewöhnlichen Umfangs, sondern auch die Erinnerungen eines bestimmten und weitentfernten Vorfahren. Und trotzdem, - auch wenn dies äußerst ungewöhnlich ist - gibt es darüber nichts Bemerkenswertes zu sagen.

Folgen Sie meiner Beweisführung. Ein Instinkt ist eine rassische Erinnerung. Ausgezeichnet. Dann erhalten Sie, ich und wir alle diese Erinnerungen von unseren Vätern und Müttern, wie diese sie von ihren Vätern und Müttern erhalten haben. Deswegen muß ein Medium existieren, durch das diese Erinnerungen von Generation zu Generation überliefert werden. Dieses Medium ist das von Weismann benannte „Keimplasma". Es transportiert die Erinnerungen der gesamten Evolution der Rasse. Diese Erinnerungen sind verschwommen und ungeordnet, viele davon gingen verloren, aber manche Keimplasmareihen befördern ausgedehnt Erinnungsströme - sie sind, um wissenschaftlich zu werden, atavistischer als andere. Und über eine solche Reihe verfüge ich. Ich bin eine abstammungsmäßige Mißgeburt, ein atavistischer Alptraum - nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber dennoch bin ich hier, wirklich und leibhaftig, esse drei Mahlzeiten am Tage - und was wollen Sie dagegen machen?

Und jetzt, bevor ich meine Geschichte beginne, möchte ich den Unglaubenden Thomassen der Psychologie, jenen, die geneigt sind zu spotten und andererseits sicher sagen würden, daß die Kohärenz meiner Träume auf Überarbeitung und die unterbewußt Projektion meines Wissens um die Evolution meine Träume hervorbringen, zuvorkommen. Erstens bin ich niemals ein eifriger Student gewesen. Ich bekam die schlechteste Abschlußnote meiner Klasse. Ich interessierte mich mehr für Sport und - es gibt keinen Grund, weswegen ich es nicht bekennen sollte - Billard.

Desweiteren wußte ich nichts von der Evolution, bevor ich aufs College ging, während ich in meiner Kindheit und Jugend bereits jegliche Details meines anderen, längst vergangenen Lebens in meinen Träumen erlebt hatte.

Ich will allerdings zugeben, daß diese Einzelheiten solange verworren und zusammenhanglos waren, bis ich von der Wissenschaft der Evolution erfuhr. Die Evolution war der Schlüssel. Sie gab mir die Erklärung und versah das mir Streiche spielende, atavistische Gehirn, das modern und normal in eine Vergangenheit zurückging, die so weit zurückliegt wie auch die ersten harten Anfänge der Menschheit, mit gesundem Menschenverstand.

Denn in dieser Vergangenheit, die ich kenne, existierte der Mensch, wie wir ihn heute kennen, noch nicht. Es muß in der Periode seines Werdens gewesen sein, in der ich lebte und mein Dasein führte.

 

3. KAPITEL

Der alltäglichste Traum meiner frühen Kindheit spielte sich etwa so ab: Es schien, daß ich sehr klein war und zusammengerollt in einer Art Nest aus Ästchen und Zweigen lag. Manchmal lag ich auf dem Rücken. In dieser Position verbrachte ich, wie es schien, viele Stunden, beobachtete das Spiel der Sonnenstrahlen auf den über mir liegenden Baumwipfeln und das sich Bewegen der Blätter im Wind. Oftmals, wenn der Wind stärker blies, schwankte das Nest hin und her.

Aber stets während ich in diesem Nest lag, wurde ich von einem Gefühl beherrscht, daß mir die ungeheure Leere unter mir bewußt machte. Ich sah sie nie und lugte auch niemals über den Nestrand, um sie mir anzuschauen, aber ich kannte und fürchtete die Tiefe, die genau unter mir lauerte und mich stets wie das Maul eines allesverschlingenden Ungeheuers bedrohte.

Diesen Traum, in dem ich untätig war und der eher einen Zustand darstellte als die Erfahrung des Handelns, träumte ich in meiner frühen Kindheit sehr oft. Aber plötzlich konnten in diese Träume seltsame Formen und grausame Geschehnisse einbrechen: der Donner und das Heulen des Sturms oder unbekannte Landschaften, die ich im Wachzustand noch nie gesehen hatte. Das Ergebnis waren Verwirrung und Alpträume. Ich konnte nichts davon begreifen. Es gab keine Logik der Abfolge.

Sie sehen also, daß ich nicht chronologisch träumte. In einem Moment war ich ein winzigkleiner Säugling dieser jüngeren Welt und lag in einem Baumnest, im nächsten Augenblick war ich ein erwachsener Mann, der mit dem abscheulichen Rotauge kämpfte - dann wieder kroch ich vorsichtig zu einem in der Tageshitze liegenden Wasserloch hinab. Geschehnisse, die in dieser jüngeren Welt Jahre auseinandergelegen haben müssen, ereigneten sich im Zeitraum weniger Minuten oder Sekunden. Es war ein einziger Wirrwarr, den ich Ihnen jedoch nicht zumuten möchte. Erst als ich ein junger Mann war und viele tausend Träume geträumt hatte, verlief alles geradlinig, wurde alles klar und eben. Dann wurde mir der Lauf der Zeit verständlich und ich war fähig, die Ereignisse und Handlungen in ihre richtige Reihenfolge zu bringen. Und so gelang es mir, die verschwundene jüngere Welt, wie sie zu jener Zeit war, als ich oder mein anderes Ich in ihr lebte, zu rekonstruieren. Die Unterscheidung ist nicht von Wichtigkeit, denn auch ich, der moderne Mensch, bin zurückgegangen und habe das frühe Leben in der Gesellschaft meines alten Egos miterlebt.

Zum besseren Verständnis, denn dies soll kein soziologischer Rundbrief werden, werde ich die verschiedenen Ereignisse in eine verständliche Geschichte einrahmen, denn es gibt einen festen roten Faden der Abfolgen und Geschehnisse, der alle meine Träume verbindet. Da wäre zum Beispiel meine Freundschaft mit Schlappohr zu erwähnen oder meine Feindschaft zu Rotauge und die Liebe zu der Flinken. Alles in allem genommen eine wirkliche zusammenhängende und interessante Geschichte. Ich bin sicher, daß Sie mir beipflichten.

Ich erinnere mich nicht mehr sehr stark an meine Mutter. Die früheste Rückerinnerung, die ich vielleicht an sie habe – und sicherlich auch die klarste - ist folgende: Ich schien auf dem Boden zu liegen. Ich war etwas älter als während der Nesttage, aber immer noch hilflos. Ich rollte mich auf trockenen Blättern, spielte mit ihnen und erzeugte in meiner Kehle singende, krächzende Geräusche. Die Sonne schien warm und ich war glücklich und sorgenfrei. Ich befand mich auf einer kleinen Lichtung. Um mich herum - wohin ich auch schaute - waren Büsche und farnähnliche Gewächse, und über mir und darüber hinaus die Stämme und Äste der Waldbäume.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Ich setzte mich hin und lauschte. Ich machte keine Bewegung. Der leise Singsang erstarb in meiner Kehle und ich saß wie versteinert. Das Geräusch kam näher. Es war wie das Grunzen eines Schweins.

Dann begann ich die Geräusche als jene zu erkennen, die ein sich bewegender Körper durch den Busch erzeugt. Sie teilten sich und ich sah funkelnde Augen, eine lange Schnauze und weiße Hauer.

Es war ein Wildschwein. Es sah mich neugierig an. Es grunzte ein- oder zweimal und verlagerte das Gewicht von einem Vorderbein auf das andere, während es gleichzeitig den Kopf von einer zu anderen Seite bewegte und die Farne schwanken ließ. Immer noch saß ich wie versteinert da, während die Angst an meinem Herzen nagte.

Aber anscheinend war diese Bewegungslosigkeit und Stille das, was man von mir erwartete. Ich durfte angesichts der Gefahr nicht aufschreien. Es war ein Befehl meines Instinkts.

Und so blieb ich sitzen und wartete auf Ichweißnichtwas. Der Keiler schob die Farne beiseite und schritt auf die Lichtung. Die Neugier wich aus seinem Blick und seine Augen begannen bösartig zu leuchten. Er schwenkte drohend den Kopf und kam einen Schritt näher. Und dann noch einen und noch einen.

Dann schrie ich - oder quiekte. Ich kann es nicht beschreiben, aber es war ein schriller und schrecklicher Aufschrei, und es scheint, daß auch er - in diesem Stadium der Entwicklung - etwas darstellte, das den Verhältnissen entsprach. Aus nicht allzu weiter Ferne erhielt ich Antwort. Die von mir ausgestoßenen Töne schienen den Keiler momentan verwirrt zu haben, denn während er innehielt und unentschlossen sein Gewicht verlagerte, brach eine Erscheinung über uns herein.

***

Meine Mutter sah aus wie ein großer Orang-Utan oder ein Schimpanse - und war doch, auf eine klare und bestimmte Art, - ganz anders. Sie war schwerer gebaut und besaß weniger Behaarung. Ihre Arme waren kürzer und ihre Beine stämmiger. Sie trug keine Bekleidung - nur ihr natürliches Fell. Ich kann Ihnen versichern, daß sie, wenn man sie reizte, zur Furie werden konnte.

Und wie eine Furie brach sie auch in die Szene hinein. Sie fletschte die Zähne, schnitt fürchterliche Grimassen, knurrte und stieß fortwährend schrille Schreie aus, die sich wie ,,Chah!

Ch-ah! " anhörten. Ihr Auftritt war dermaßen überraschend und grauenvoll, daß der Keiler sich unwillkürlich zum Zweck der Verteidigung duckte und sich seine Borsten, als sie auf ihn zuschwenkte, steil aufrichteten. Dann kam sie zu mir. Sie hatte den Keiler in die Defensive gedrängt und ich wußte im gleichen Moment, was ich in der Zeit, die sie herausgeschlagen hatte, tun mußte. Ich sprang auf sie zu, schlang meine Arme um ihre Hüften und hielt mich mit Händen und Füßen - ja, auch mit den Füßen; ich konnte mich mit ihnen ebenso gut halten wie mit den Händen - an ihr fest.

Unter meinem angespannten Griff fühlte ich, als ich an ihrer Behaarung zog, wie sich unter der Haut die Muskeln unter größter Kraftanwendung bewegten.

Wie bereits gesagt, ich sprang auf sie zu, und im gleichen Augenblick machte sie einen Satz in die Luft und packte mit beiden Händen einen überhängenden Ast. Im nächsten Moment raste der Keiler mit zustoßenden Hauern unter uns hinweg. Er hatte sich von seiner Überraschung erholt, jagte vorwärts und stieß dabei ein Quieken aus, das beinahe einem Trompetenstoß glich. Auf jeden Fall war es ein Ruf, denn ihm folgte ein Brausen von Körpern, die aus allen Richtungen durch die Büsche und Farngewächse brachen.

Von jeder Seite stürmten die Wildsäue auf die Lichtung – ein ganzes Rudel. Aber meine Mutter schwang sich vier Meter über dem Boden auf einen dicken Ast, wo wir - ich immer noch an sie geklammert - in Sicherheit waren.

Meine Mutter war ziemlich gereizt. Sie schnatterte und schrie und keifte in einem fort auf den sich unter uns versammelnden borstenbewehrten, zähnefletschenden Kreis hinab. Auch ich, der ich zitternd auf sie hinabschaute, tat mein bestes, die Schreie meine Mutter nachzuahmen.

Aus der Ferne erklangen nun ähnliche Laute, die nur tiefstimmiger waren und zu einer Art brüllendem Baß wurden. Lauter und lauter wurden sie, und bald sah ich, wie mein Vater näherkam - zumindest glaubte ich nach allem was ich wußte, in ihm meinen Vater erblicken zu müssen.

Er war, soweit es Väter im allgemeinen betrifft, keiner von denen, die kleine Jungs von vornherein für sie einnehmen. Er schien halb Mensch und halb Affe zu sein, obwohl er weder das eine noch das andere war. Es mißlingt mir, ihn zu beschreiben. Etwas wie er existiert heute weder auf, noch in oder unter der Erde. Er war für damalige Zeiten ein großer Mann und muß insgesamt etwa einhundertdreißig Pfund gewogen haben. Sein Gesicht war breit und flach und die Brauen hingen über seine Augen hinab, die selbst klein waren, tief in den Höhlen lagen und eng beieinander standen.

Eine Nase im eigentlichen Sinn besaß er nicht. Sie war geduckt und breit und besaß offenbar keine Brücke, während die Nüstern in seinem Gesicht wie zwei Löcher wirkten, die sich statt nach unten nach außen wölbten.

Er hatte eine fliehende Stirn. Der Haarwuchs begann gleich hinter den Augen und lief über den Schädel fort. Sein Kopf selbst war lächerlich klein und wurde von einem gleichartigen dicken, kurzen Hals gestützt.

Sein ganzer Körper war grundsätzlich ökonomisch eingerichtet, wie die von uns anderen auch. Seine Brust war tief, das stimmt, höhlenartig tief, aber es gab keine voll schwellenden Muskeln, keine weitausladenden Schultern, keine sauber verästelte Geradheit, keine großzügige, umrißhafte Symetrie.

Der Körper meines Vaters repräsentierte Stärke; Kraft sans Schönheit; unbändige, fundamentale Kraft, die zum Zupacken, Greifen, Zerreißen und Vernichten bestimmt war.

Seine Hüften waren schmal, die schlanken, haarigen Beine gekrümmt und muskulös. Tatsächlich sahen die Beine meines Vaters wie Arme aus. Sie waren gebogen und knorrig und zeigten kaum den fleischigen Anblick eines solchen Schenkels, wie er mein und Ihr Aussehen ziert. Ich erinnere mich daran, daß er nicht auf flachen Füßen gehen konnte, was daran lag, daß er Greiffüße besaß, die eher Händen glichen.

Die große Zehe stand - anstatt neben den anderen zu liegen - von ihnen ab, was ihm erlaubte, den Fuß als Greifinstrument zu benutzen. Das war auch der Grund, warum er auf den Fußflächen nicht laufen konnte.

Aber seine Erscheinung war für meine Mutter und mich weniger ungewöhnlich als die Art seines Auftretens, als wir über den wütenden Wildschweinen hockten. Er kam zwischen den Bäumen hindurch, sprang von Ast zu Ast und Baum zu Baum und näherte sich rasch. Sogar jetzt, wo ich dies am hellichten Tag schreibe, kann ich sehen, wie er sich durch die Bäume schwingt, ein vierhändige, behaarte Kreatur, die vor Wut heult und dann und wann anhält, um sich mit geballten Fäusten gegen die Brust zu schlagen; die drei bis vier Meter weite Klüfte überwindet, sich über den nächsten Abgrund schwingt, wo sie sich mit der anderen Hand festhält und weitereilt, niemals zögernd, niemals in Verlegenheit geratend, den Weg von Baum zum Baum weiterverfolgend.

Schließlich hatte mein Vater uns erreicht. Er war außerordentlich zornig. Ich erinnere mich des Ausdrucks seiner vorgeschobenen Unterlippe, als er auf die Wildschweine hinunter sah. Er knurrte wie ein Hund und ich erinnere mich, daß seine Augenzähne groß wie Fänge waren und mich ungeheuer beeindruckten.

Sein Benehmen trug nur noch dazu bei, daß die Schweine noch rasender wurden. Er brach Äste und kleine Zweige ab und warf sie auf unsere Feinde. Er hängte sich sogar an eine Hand, blieb jedoch außerhalb ihrer Reichweite, und foppte und verspottete sie, während die Schweine in ohnmächtiger Wut die Hauer fletschten. Damit noch nicht zufrieden, brach er einen stämmigen Ast ab und drosch ihn - mit einer Hand oder den Füßen haltend - in die Seiten der wütenden Bestien und klopfte ihnen auf die Nasen. Natürlich dürfte jedem klar sein, daß meine Mutter und ich diesen Sport außerordentlich genossen.

Aber da einen schließlich alle Dinge irgendwann ermüden, führte mein Vater uns letztendlich boshaft kichernd durch die Bäume. Und jetzt ebbte meine Freude ab, ich wurde scheu und klammerte mich eng an meine Mutter, während sie sich kletternd durch die Lüfte schwang. Ich erinnere mich, daß unter ihrem Gewicht ein Ast brach. Sie hatte einen weiten Sprung gemacht, und mit dem Knacken des Holzes wurde mir mit übelkeitserzeugender Gewißheit klar, daß wir zusammen in die Leere fielen. Der Wald und der auf den raschelnden Blättern spielende Sonnenschein verschwand aus meinem Blickfeld. Ich erhaschte eine schwindende Spur meines Vaters, der abrupt in seiner Bewegung innehielt und nach uns sah, dann wurde alles schwarz.

Im nächsten Moment lag ich wach in meinem mit einer Zudecke ausgestatteten Bett und schwitzte, zitterte und fühlte Übelkeit. Das Fenster stand offen und ein kühler Luftzug blies durch den Raum. Die Nachttischlampe brannte ruhig. Und deswegen nehme ich an, daß die Wildschweine uns nicht bekamen und wir nie auf den Boden prallten; anderenfalls könnte ich jetzt, eintausend Jahrhunderte später, nicht hier sein und mich an dieses Ereignis erinnern.

Und jetzt nehmen Sie für einen Moment meine Position ein. Begleiten sie mich ein Stück durch meine Kindheit, legen Sie sich mit mir zum Schlaf nieder und stellen Sie sich vor, Sie würden selbst diese unbegreiflichen Schrecken träumen.

Denken Sie daran, daß ich nur ein unerfahrenes Kind war. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie einen wilden Eber gesehen. Ich hatte nicht einmal ein Hausschwein zu Gesicht bekommen, und das einzige, was einem solchen nahekam, war der in seinem Fett brutzelnde Frühstücksspeck. Dennoch brachen, wie das reale Leben selbst, wilde Keiler durch meine Träume und ich schwang mich, versehen mit einem phantastisch anmutenden Elternpaar, durch mächtige Baumwipfel. Sie fragen sich, ob die alptraumdurchtränkten Nächte mich ängstigten und tyrannisierten? Ich war verdammt.

Und das schlimmste von allem war, daß ich mich fürchtete, darüber zu reden. Ich weiß nicht, woran das lag; möglicherweise fühlte ich mich schuldig, obwohl dafür nicht der geringste Grund vorlag. So litt ich während langer Jahre in Stille vor mich hin, bis ich das Mannesalter erreichte und vom Warum und Weshalb meiner Träume erfuhr.

 

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