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Рассказ «Пять апельсиновых зёрнышек» (Fünf Apfelsinenkerne) на немецком языке

Книга «Пять апельсиновых зёрнышек» (Fünf Apfelsinenkerne) на немецком языке, автор рассказа – Артур Конан Дойль. Рассказ «Пять апельсиновых зёрнышек» входит в известный сборник Артура Конан Дойля «Приключения Шерлока Холмса» (рассказы о гениальном сыщике стали очень популярными среди читателей Великобритании, а позже были переведены на многие самые распространённые языки мира).

Остальные рассказы и повести, которые написал Артур Конан Дойль, а также произведения других известных писателей вы найдёте в разделе «Книги на немецком» (для детей есть раздел «Сказки на немецком»).

Для самостоятельно изучающих немецкий язык по фильмам создан раздел «Фильмы на немецком», а для детей – «Мультфильмы на немецком».

Для тех, кто хочет учить немецкий язык не только самостоятельно, но и с преподавателем, есть информация на странице «Немецкий по скайпу».

 

Теперь возвращаемся к чтению рассказа «Пять апельсиновых зёрнышек» (Fünf Apfelsinenkerne) на немецком языке, автор книги – Артур Конан Дойль.

 

Fünf Apfelsinenkerne

 

Wenn ich meine Notizen und Berichte von Sherlock Holmes' Fällen zwischen 1882 und 1890 überblicke, sehe ich vor mir so vieles, das außergewöhnliche und interessante Züge darbietet, daß es keine leichte Sache ist, zu entscheiden, was auszuwählen und was unbeachtet zu lassen. Einige Fälle sind durch die Zeitungen bekannt geworden, andere haben nicht die besonderen Qualitäten herausgefordert, die mein Freund in so hohem Maße besitzt und die hervorzuheben das Anliegen dieser Aufzeichnungen ist. Einige weitere Fälle sind seinem analytischer Geschick zuwidergelaufen und würden als Erzählungen Anfänge ohne Ende sein, während wieder andere nur teilweise aufgeklärt wurden und ihre Lösungen eher durch Zufall und Vermutungen als durch strengen logischen Beweis, den er über alles schätzte, zustande kamen. Von den letzteren ist einer so bemerkenswert in den Einzelheiten und so überraschend in den Ergebnissen, daß ich versucht bin, ihn wiederzugeben, obwohl es im Zusammenhang mit ihm Fragen gibt, die nicht gänzlich aufgeklärt worden sind und die wahrscheinlich nie aufgeklärt werden können. Das Jahr '87 bescherte uns eine große Anzahl Fälle bedeutenden oder geringeren Interesses. Von allen besitze ich Aufzeichnungen. In der Übersicht über diese zwölf Monate finde ich das Abenteuer mit der Paradol Chambers der Vereinigung der Amateurbettler, die einen luxuriösen Klub im Keller einer Möbelhandlung unterhielt, die Ereignisse in Verbindung mit dem Verlust der britischen Barke "Sophie Anderson", die einmaligen Abenteuer der Grice Patersons auf der Insel Uffa und schließlich auch den Camberwey-Giftmord. Im letzteren Falle konnte Sherlock Holmes, wie man sich vielleicht erinnern wird, dadurch, daß er die Uhr des toten Mannes aufzog, beweisen, daß sie zwei Stunden vorm Tode aufgezogen worden war und also der Verstorbene während dieser Zeitspanne zu Bett gegangen sein mußte - eine Feststellung, die für die Aufklärung von größter Wichtigkeit war. All dieses werde ich möglicherweise in Zukunft einmal vorstellen; aber nichts davon bietet so einmalige Züge wie die seltsame Abfolge von Umständen, die zu beschreiben ich mich nun anschicke. Es war in den letzten Tagen des September, und die Herbststürme hatten mit außergewöhnlicher Heftigkeit eingesetzt. Den ganzen Tag über hatte der Wind geheult und der Regen gegen die Fenster getrommelt, so daß wir sogar hier, im Herzen des großen, von Menschenhand stammenden London, gezwungen waren, unsere Gedanken für den Moment von der Routine des Lebens abzuwenden und die mächtigen Elementarkräfte anzuerkennen, die der Menschheit durch die Eisenstäbe der Zivilisation entgegenbrüllen wie ungezähmte Tiere im Käfig. Als der Abend hereinbrach, wurde der Sturm lauter und lauter und der Wind schrie und seufzte im Kamin wie ein Kind. Sherlock Holmes saß mürrisch an der einen Seite des Kamins, ordnete seine Aufzeichnungen von Verbrechen, während ich mich, an der anderen Kaminseite, so sehr in eine von Clark Russells prächtigen Seegeschichten vertieft hatte, daß sich nach einiger Zeit das Heulen des Sturms mit dem Text zu vermischen schien und das Plätschern des Regens sich im Anbranden der Meereswogen verlor. Meine Frau war zu Besuch bei ihrer Tante und so wohnte ich wieder einmal für einige Tage in meinem alten Quartier in der Baker Street.

"Holla!" sagte ich und sah meinen Gefährten an, "war das nicht die Glocke? Wer könnte denn heute abend kommen? Vielleicht einer Ihrer Freunde?"

"Außer Ihnen habe ich keinen Freund", antwortete er. "Ich ermutige Besucher nicht."

"Vielleicht ein Klient?" "Wenn, dann wäre es ein ernsthafter Fall. Denn nichts anderes würde einen Mann an solch einem Tag und zu solcher Stunde auf die Straße treiben. Aber ich nehme an, daß es wahrscheinlich eher eine von den Busenfreundinnen der Vermieterin ist."

Sherlock Holmes hatte sich in der Annahme geirrt; bald war ein Schritt auf dem Flur und ein Klopfen an der Tür zu hören. Er streckte seinen langen Arm aus, um das Licht der Lampe von sich ab und auf den leeren Stuhl zu lenken, wo der Gast Platz nehmen mußte.

"Herein", sagte er. Der Mann, der eintrat, war jung, nach seinem Äußeren zu schließen vielleicht zweiundzwanzig, gepflegt und adrett gekleidet; er trug einiges Raffinement und Geschmack zur Schau. Der klatschnasse Schirm, den er in der Hand hielt und sein langer glänzender Regenmantel sprachen deutlich von dem wütenden Wetter, durch das er gekommen war. Er sah im Schein der Lampe ängstlich um sich und ich bemerkte, daß sein Gesicht bleich war und seine Augen schwer wie die eines Menschen, den eine große Furcht niederdrückt.

"Ich muß mich entschuldigen", sagte er und führte seinen goldenen Kneifer vor die Augen. "Hoffentlich störe ich nicht. Ich fürchte, ich habe einige Spuren des Sturms und des Regens in Ihr behagliches Zimmer getragen."

"Geben Sie mir Ihren Mantel und Ihren Schirm", sagte Holmes, "die können hier am Haken trocknen. Wie ich sehe, kommen Sie aus dem Südwesten."

"Ja, aus Horsham."

"Diese Mischung aus Lehm und Kreide, die ich da auf Ihren Schuhkappen sehe, ist ziemlich bezeichnend."

"Ich brauche einen Rat."

"Der ist leicht zu geben."

"Und Hilfe." "Die fällt nicht immer so leicht."

"Ich habe von Ihnen gehört, Mr. Holmes. Major Prendergast hat mir von Ihnen erzählt, wie Sie ihn aus dem Skandal im Tankerville-Club gerettet haben."

"Ja, natürlich, er war fälschlich angeklagt, beim Kartenspiel betrogen zu haben." "Er sagte, Sie könnten alles lösen." "Da hat er zuviel gesagt."

"Und daß Sie nie einen Mißerfolg gehabt hätten."

"Ich hatte viermal Niederlagen - drei durch Männer und eine durch eine Frau."

"Aber was bedeutet das, verglichen mit der Zahl Ihrer Erfolge."

"Es ist wahr, daß ich im allgemeinen erfolgreich bin."

"Dann könnten Sie auch für mich erfolgreich sein."

"Bitte, ziehen Sie Ihren Stuhl hierher ans Feuer und beehren Sie mich mit einigen Einzelheiten Ihres Falls."

"Es ist kein gewöhnlicher."

"Keiner, von denen, die mir zufallen, ist gewöhnlich. Ich bin immer die letzte Instanz."

"Und doch muß ich fragen, Sir, ob Sie, bei all Ihren Erfahrungen, jemals einer geheimnisvolleren und unerklärlicheren Verkettung von Ereignissen begegnet sind als der, die unserer Familie widerfuhr."

"Sie wecken mein Interesse", sagte Holmes. "Bitte, erzählen Sie uns die wesentlichen Tatsachen von Anfang an; ich kann Sie dann später nach den Einzelheiten fragen, die mir am wichtigsten erscheinen."

Der junge Mann zog seinen Stuhl näher und streckte die nassen Füße dem Feuer entgegen.

"Mein Name ist John Openshaw, aber meine eigenen Angelegenheiten haben, soweit ich das beurteilen kann, kaum etwas mit der schrecklichen Geschichte zu tun. Es handelt sich um eine Erbschaft. Und um Ihnen einen Begriff von den Tatsachen zu geben, muß ich zum Beginn der Affäre zurückgehen. Mein Großvater hatte zwei Söhne, Ellas, meinen Onkel, und Joseph, meinen Vater. Mein Vater besaß eine kleine Fabrik in Coventry, die er vergrößerte, als das Radfahren in Mode kam. Er besaß das Patent für Openshaws unzerstörbare Reifen und sein Geschäft war so erfolgreich, daß er es verkaufen und sich als sehr wohlhabender Mann zurückziehen konnte. Mein Onkel Ellas wanderte früh nach Amerika aus und wurde Plantagenbesitzer in Florida, wo es ihm, wie es hieß, gut ging. Zur Zeit des Krieges kämpfte er in Jacksons Armee und später unter Hood, wo er es bis zum Colonel brachte. Als Lee die Waffen streckte, kehrte mein Onkel für drei oder vier Jahre auf seine Plantage zurück. 1869 oder 1870 kam er wieder nach Europa und übernahm eine kleine Besitzung in Sussex in der Nähe von Horsham. Er hatte in den Staaten ein beachtliches Vermögen erworben, und der Grund, warum er Amerika verließ, war seine Abneigung gegen die Neger und gegen die Politik der Republikaner, die ihnen die Befreiung brachte. Er war ein einmaliger Mann, leidenschaftlich und aufbrausend, gebrauchte erstaunliche Schimpfreden, wenn er wütend war und er lebte ganz zurückgezogen. Ich bezweifele, daß er während all der Jahre in Horsham je einen Fuß in die Stadt gesetzt hat. Er besaß einen Garten und zwei, drei Felder rund um das Haus und da fand er seine Beschäftigung, obwohl er häufig wochenlang sein Zimmer nicht verließ. Er trank große Mengen Kognak und rauchte sehr stark, aber er suchte keine Gesellschaften auf und wollte keine Freunde, nicht einmal den Besuch seines eigenen Bruders. Gegen mich hatte er nichts, ja er fand Gefallen an mir. Zu der Zeit, als er mich das erste Mal sah, war ich ein Bursche von ungefähr zwölf Jahren. Das kann 1878 gewesen sein, nachdem er acht oder neun Jahre in England war. Er bat meinen Vater, mich bei ihm wohnen zu lassen, und er gab sich auf seine Art sehr freundlich mir gegenüber. Wenn er nüchtern war, spielte er immer gern Backgammon und Dame mit mir, und er machte mich vor den Dienstboten und den Handlungsreisenden allmählich zu seinem Stellvertreter, so daß ich mit sechzehn Jahren ganz Herr im Hause war. Ich verwaltete alle Schlüssel, konnte gehen, wohin, und tun, was ich wollte, wenn ich nur seine Privatsphäre nicht störte. Es gab nur eine Ausnahme: Er hatte einen besonderen Raum, eine Rumpelkammer unterm Dach, die war ständig verschlossen und in die erlaubte er nie jemandem, weder mir noch irgendeinem anderen, einzutreten. Mit jungenhafter Neugier hatte ich einmal durchs Schlüsselloch geguckt, aber es war mir nicht gelungen, mehr als eine Ansammlung alter Kisten und Bündel auszumachen, wie man sie in einem solchen Raum erwartet. Eines Tages - es war im März 1883 - lag ein Brief mit ausländischem Stempel auf dem Tisch vor dem Teller des Colonel. Der Empfang von Briefen war für ihn keine gewohnte Sache, da er seine Rechnungen bar bezahlte und keine Freunde hatte.

"Aus Indien", sagte er, als er ihn aufnahm, "Poststempel Pondicherry. Was kann das sein? "

Er öffnete ihn eilig und auf seinen Teller fielen fünf getrocknete Apfelsinenkerne. Ich mußte darüber lachen, aber der Anblick seines Gesichts verschlug mir das Lachen. Seine Unterlippe war herabgefallen, die Augen waren vorgetreten, seine Haut hatte die Farbe von Kitt und er starrte auf den Umschlag, den er noch in der zitternden Hand hielt.

"K. K. K", kreischte er, und dann: "O Gott, mein Gott, meine Sünden holen mich ein! "

"Was bedeutet das, Onkel?" rief ich.

"Tod", sagte er, stand vom Tisch auf, zog sich in sein Zimmer zurück und ließ mich von Entsetzen geschlagen sitzen. Ich nahm das Kuvert und sah, daß innen auf der Klappe, direkt über der Gummierung, mit roter Tinte dreimal der Buchstabe K hingekritzelt war. Außer den fünf getrockneten Apfelsinenkernen hat der Brief nichts enthalten. Was konnte der Grund des Schreckens sein, der ihn überwältigt hatte? Ich verließ den Frühstückstisch und als ich die Treppen hinaufstieg, traf ich ihn, wie er herunterkam, einen alten rostigen Schlüssel, der zu der Dachkammer gehören mußte, in einer Hand und in der anderen ein Messingkästchen, das wie eine Geldkassette aussah.

"Sie können machen, was sie wollen, aber ich werde sie noch matt setzen", sagte er und fluchte. "Sag Mary, daß ich heute in meinem Zimmer ein Feuer brauche und schick nach Fordham, dem Advokaten in Horsham". Ich tat, wie er befohlen hatte, und als der Anwalt da war, wurde ich in sein Zimmer gebeten. Das Feuer loderte hell und auf dem Rost lag ein Haufen schwarzer flockiger Asche wie von verbranntem Papier während das Messingkästchen offen und leer danebenstand. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich - und das gab mir einen Ruck - daß in den Deckel das dreifache K eingeprägt war, das ich am Morgen auf dem Umschlag gesehen hatte. ›Ich wünsche, daß du, John‹, sagte mein Onkel, ›meinen Letzten Willen bezeugst. Ich hinterlasse meinen Besitz mit allen Vor- und Nachteilen meinem Bruder, deinem Vater, von dem er dann zweifellos an dich kommen wird. Wenn du dich in Frieden daran erfreuen kannst, ist alles in Ordnung. Wenn du aber herausfindest, daß dem nicht so ist, befolge den Rat, mein Junge, und vermache ihn deinem tödlichsten Feind. Es tut mir leid, dir so eine zweischneidige Sache zu übergeben, aber ich kann wirklich nicht sagen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Sei so gut und unterschreib das Papier, dort, wo Mr. Fordham es dir zeigt ‹ Ich unterzeichnete das Papier, wie angewiesen, und der Anwalt nahm es mit sich. Der Zwischenfall machte auf mich, wie Sie sich denken können, einen tiefen Eindruck und ich grübelte über ihn nach und wandte ihn in Gedanken um und um, ohne etwas mit ihm anfangen zu können. Auch ein unbestimmtes Angstgefühl hatte er zurückgelassen, das ich nicht abzuschütteln vermochte, obwohl es schwächer wurde, als die Wochen verstrichen und nichts passierte, das den gewohnten Gang unseres Lebens durcheinander brachte. An meinem Onkel jedoch konnte ich Veränderungen entdecken. Er trank mehr denn je und er war noch weniger geneigt, Gesellschaft zu pflegen. Fast die ganze Zeit verbrachte er auf seinem Zimmer, die Tür war von innen zugeschlossen, doch manchmal brach er, vor Betrunkenheit wie wahnsinnig, hervor, stürzte aus dem Haus und tobte durch den Garten, einen Revolver in der Hand, und schrie, er fürchte keinen Menschen und kein Mann oder Teufel werde ihn einsperren wie ein Schaf in die Hürde. Wenn die Anfälle vorüber waren, kam er mit Getöse wieder zur Tür herein, schloß und riegelte hinter sich zu wie jemand, der sich nicht länger gegen die Schrecken in der Tiefe seiner Seele zur Wehr setzen kann. Ich solchen Stunden habe ich sein Gesicht vor Schweiß glänzen sehen, als ob er eben aus dem Wasser gekommen wäre und das sogar an kalten Tagen. Nun, um die Sache zu Ende zu bringen, Mr. Holmes, und um Ihre Geduld nicht zu mißbrauchen, es kam wieder eine Nacht mit einem dieser Ausbrüche in Trunkenheit und davon ist er nicht zurückgekehrt. Als wir nach ihm suchten, fanden wir ihn. Er lag mit dem Gesicht in einem kleinen, mit Entengrütze bedeckten Teich am hinteren Ende des Gartens. Es gab keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung, und das Wasser war nur zwei Fuß tief, so daß, unter Bezugnahme auch auf seine bekannte Überspanntheit, der Spruch der Jury auf Selbstmord lautete. Aber ich, der ich wußte, wie er vorm bloßen Gedanken an Tod zurückschrak, hatte große Schwierigkeiten, mir vorzustellen, daß er sich geändert und den Tod gesucht haben sollte. Die Angelegenheit war also geklärt und mein Vater kam in den Besitz der Liegenschaften und von mehr als vierzehntausend Pfund, die zu seiner Verfügung auf der Bank lagen."

"Einen Augenblick", unterbrach Holmes. "Ihre Erzählung ist eine der bemerkenswertesten, die mir je zu Ohren kam. Lassen Sie mich das Datum wissen, an dem der Brief bei Ihrem Onkel einging, und das Datum seines mutmaßlichen Selbstmords."

"Der Brief kam am 10. März 1883. Sein Tod ereignete sich sieben Wochen später, in der Nacht zum 2. Mai."

"Danke. Bitte, fahren Sie fort."

"Als mein Vater den Besitz übernahm, machte er sich auf meinen Vorschlag an eine sorgfältige Untersuchung der Dachstube, die immer abgeschlossen gewesen war. Wir fanden dort das Messingkästchen, dessen Inhalt seinerzeit verbrannt worden war. Auf der Innenseite des Deckels klebte ein Zettel und auch auf ihm prangte in Großbuchstaben K. K. K.; darunter stand: Briefe, Memoranden, Quittungen und Register. Dies bezog sich, wie wir annahmen, auf die Art der Papiere, die von Colonel Openshaw verbrannt worden waren. Das übrige in der Kammer war nicht besonders wichtig, nur lagen viele Papiere und Notizbücher herum, die sich auf meines Onkels Leben in Amerika bezogen. Einige stammten aus der Kriegszeit und zeigten, daß er seine Pflichten erfüllt und den Ruf eines tapferen Soldaten genossen hatte. Andere waren aus der Zeit des Wiederaufbaus der Südstaaten und befaßten sich vor allem mit Politik; offensichtlich hatte er kräftig Opposition gegen die Carpet-bag- Politiker gemacht, die vom Norden ausgesandt worden waren. Es war zu Anfang des Jahres '84, als mein Vater nach Horsham übersiedelte und alles ging so gut wie nur möglich bis zum Januar '85. Am vierten Tag nach Neujahr hörte ich, wie mein Vater einen durchdringenden Überraschungsschrei ausstieß, als wir am Frühstückstisch beisammen saßen. Er hielt einen eben geöffneten Briefumschlag in der einen und fünf getrocknete Apfelsinenkerne auf der Fläche der ausgestreckten anderen Hand. Er hatte immer über das, was er mein Ammenmärchen über den Colonel nannte, gelacht, aber nun, da ihm die gleiche Geschichte widerfuhr, schaute er sehr verwirrt und furchtsam drein.

"Was in aller Welt bedeutet das, John?" stotterte er. Mein Herz stand still.

"Da ist wieder dieses K. K. K", sagte ich. Er blickte in den Umschlag.

"So ist es", rief er. "Hier sind die Buchstaben. Aber was steht über ihnen geschrieben? "

"Legen Sie die Papiere auf die Sonnenuhr", las ich über seine Schulter hinweg. "Was für Papiere? Was für eine Sonnenuhr?" fragte er.

"Die Sonnenuhr im Garten. Eine andere gibt es nicht", sagte ich.

"Die Papiere müssen die sein, die verbrannt worden sind"

"Pah!" sagte er und raffte mit Anstrengung seinen Mut zusammen.

"Wir leben in einem zivilisierten Land und uns kann man solch dummen Streich nicht spielen. Woher kommt denn das Ding? "

"Von Dundee", sagte ich, auf den Poststempel blickend. ›Ein alberner Streich" sagte er.

"Was habe ich mit Sonnenuhren und Papieren zu schaffen. Ich werde von dem Unsinn keine Notiz nehmen"

"Ich würde es der Polizei melden", sagte ich.

"Und dann wegen meiner Ängste ausgelacht werden. Nichts da"

"Dann laß mich es melden"

"Nein, ich verbiete es dir. Ich möchte nicht, daß wegen eines solchen Unsinns Aufhebens gemacht wird"

Es war vergebens, ihm zu widersprechen, denn er war ein starrsinniger Mann. Dennoch ging ich mit ahnungsschwerem Herzen umher. Am dritten Tag nach der Ankunft des Briefs brach mein Vater auf, um einen alten Freund, Major Freebody, zu besuchen, der in einem der Forts auf Portsdown Hill das Kommando führt. Ich freute mich, daß er fortging, denn ich glaubte, er sei außerhalb aller Gefahr, wenn er nicht zu Hause war. Darin aber irrte ich mich. Am zweiten Tag seiner Abwesenheit erhielt ich von dem Major ein Telegramm, indem ich gebeten wurde, sofort zu kommen. Mein Vater war in eine der tiefen Kalkgruben gefallen, von denen es in dieser Gegend viele gibt, und lag besinnungslos mit zertrümmertem Schädel. Ich eilte zu ihm, aber er verschied, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Er war, wie es scheint, in der Dämmerung von Fareham losgegangen und da er die Gegend nicht kannte und die Kalkgrube nicht umzäunt war, hatte die Jury keine Bedenken, auf Tod infolge Unfalls zu entscheiden. So sorgfältig ich auch jede Einzelheit im Zusammenhang mit seinem Tod überprüfte, ich stieß auf nichts, das auf einen Mord hätte schließen lassen. Es gab keine Anzeichen von Gewaltanwendung, von Raub, keine Fußabdrücke und keinen Bericht über Fremde, die man auf der Straße gesehen hätte. Und doch brauche ich Ihnen nicht zu erzählen, daß ich mich lange nicht zufriedengeben wollte. Ich war mir fast gewiß, daß er in ein böses Verbrechen hineingezogen worden war. Durch all dieses Unheil kam ich zu meinem Besitz. Sie werden mich fragen, warum ich ihn nicht verkauft habe? Ich antworte: Weil ich fest davon überzeugt war, daß die Unglücksfälle irgendwie aus einem Vorkommnis im Leben meines Onkels herrührten und daß mir Gefahr in diesem Hause so sehr drohte wie in irgendeinem anderen. Es war im Januar '85, als meinen armen Vater sein Ende ereilte, und seitdem sind zwei Jahre und acht Monate verflossen. In dieser Zeit lebte ich zufrieden in Horsham und hoffte schon, daß sich der Fluch von meiner Familie abgewendet, daß er mit der vorangegangenen Generation geendet habe. Ich habe jedoch zu früh begonnen, mich zu beruhigen: Gestern morgen ist der Schlag gefallen, genauso, wie er meinen Vater traf."

Der junge Mann nahm einen zerknitterten Umschlag aus der Jacke, drehte sich zum Tisch und schüttete fünf getrocknete Apfelsinenkerne heraus.

"Das ist der Umschlag", fuhr er fort. "Der Stempel ist vom Postamt London-Ost. Drin stehen dieselben Worte wie in der Sendung an meinen Vater: K K K.; und dann: Legen Sie die Papiere auf die Sonnenuhr." "Was haben Sie unternommen?" fragte Holmes. "Nichts."

"Nichts?"

"Um die Wahrheit zu sagen", er barg sein Gesicht in den schmalen weißen Händen, "ich fühlte mich hilflos. Ich fühlte mich wie ein armes kleines Kaninchen, wenn sich die Schlange heran windet. Mir scheint, ich bin in der Gewalt eines unerbittlichen Bösen, dem man nicht widerstehen kann, vor dem weder Vorsicht noch Vorkehrungen einen bewahren können."

"Aber nicht doch!" rief Sherlock Holmes. "Sie müssen handeln, Mann, oder Sie sind verloren! Nichts als die eigene Entschlossenheit kann Sie retten. Dies ist nicht der Augenblick, sich der Verzweiflung hinzugeben."

"Ich war bei der Polizei."

"So?"

"Aber dort hat man sich meine Geschichte mit einem Lächeln angehört. Ich bin überzeugt, daß der Inspektor der Ansicht ist, alles das seien Scherze gewesen, und bei den Todesfällen in meiner Verwandtschaft habe es sich wirklich, wie gerichtlich festgestellt, um Unfälle gehandelt, die mit den Warnungen nicht zusammenhingen." Holmes fuchtelte mit den geballten Fäusten. "Unglaublich, unglaublich!" rief er. "Sie haben mir trotzdem einen Polizisten zugeteilt, der bei mir im Hause bleiben sollte." "Ist er heute abend mit Ihnen gekommen?"

"Nein. Er hat den Befehl, im Haus zu bleiben." Wieder schüttelte Holmes die Fäuste. "Warum sind Sie zu mir gekommen? Und überdies: Warum sind Sie nicht sofort gekommen?" fragte er. "Ich wußte ja nichts von Ihnen. Ich habe erst heute mit Major Prendergast über meine Sorge gesprochen, und er gab mir den Rat, Sie aufzusuchen."

"Sie haben den Brief schon seit zwei Tagen. Wir hätten bereits handeln müssen. Sie haben keinen weiteren Beweis, nehme ich an, als den, der uns hier vorliegt - keinen anderen Fingerzeig, der uns helfen könnte."

"Es gibt noch etwas", sagte John Openshaw. Er wühlte in der Manteltasche und zog ein Stück verblaßtes, mit blauer Tinte beschriebenes Papier heraus und legte es auf den Tisch. "Ich erinnere mich, daß ich an dem Tag, als mein Onkel die Papiere verbrannte, beobachtete, daß kleine, unverbrannt gebliebene Schnipsel in der Asche dieselbe Farbe hatten. Dieses einzelne Blatt fand ich damals auf dem Boden seines Zimmers und ich nehme an, daß es eines von jenen Papieren ist, die vielleicht unbemerkt herausgefallen und so der Zerstörung entgangen sind. Außer daß die Kerne erwähnt werden, sehe ich nicht, daß es viel helfen kann. Ich glaube, es handelt sich um eine Seite aus einem Tagebuch. Die Handschrift ist zweifellos die meines Onkels." Holmes zog die Lampe heran, und wir beide beugten uns über das Blatt, dessen ausgezackter Rand zeigte, daß es aus einem Buch herausgerissen war. Oben stand: März 1869, dann folgten rätselhafte Notizen:

4. Hudson ist gekommen. Dieselbe alte Plattform.

7. Schickte die Kerne an. McCauley, Paramore, und Swain in St. Augustine.

9. McCauley geklärt.

10. John Swain geklärt.

12. Paramore besucht. Alles in Ordnung.

"Vielen Dank", sagte Holmes, faltete das Blatt und gab es unserem Besucher zurück. "Und jetzt dürfen wir keine Sekunde mehr verlieren. Wir haben nicht einmal die Zeit, das zu erörtern, was Sie mir erzählt haben. Sie müssen nach Hause, sofort, und handeln."

"Was soll ich tun?" "Es gibt nur eines, und das muß gleich getan werden: Sie müssen das Blatt, das Sie uns gezeigt haben, in das erwähnte Messingkästchen stecken. Dazu müssen Sie eine Mitteilung des Inhalts legen, daß alle anderen Papiere von Ihrem Onkel verbrannt worden sind und daß dieses das einzig übriggebliebene ist. Das müssen Sie mit überzeugenden Worten versichern. Dann legen Sie das Kästchen sofort auf die Sonnenuhr, wie man Sie angewiesen hat. Haben Sie verstanden?"

"Völlig." "Denken Sie jetzt nicht an Rache oder dergleichen. Ich glaube, die werden wir mit gesetzlichen Mitteln erreichen; aber wir haben unser Netz noch zu spinnen, während ihres schon gesponnen ist. Als erstes müssen wir die drückende Gefahr, die Sie bedroht, beseitigen. Als zweites werden wir das Geheimnis aufklären und die Schuldigen bestrafen."

"Ich danke Ihnen", sagte der junge Mann, erhob sich und zog seinen Mantel an. "Sie haben mir Leben und Hoffnung zurückgegeben. Ich werde mit Sicherheit tun, was Sie mir raten."

"Verlieren Sie keine Sekunde. Und vor allem: Nehmen Sie sich inzwischen in acht, denn ich zweifle nicht daran, daß Ihnen eine sehr reale Gefahr droht. Wie fahren Sie zurück?"

"Mit dem Zug von Waterloo-Station."

"Es ist noch nicht neun. Die Straßen sind noch belebt und ich vertraue darauf, daß Ihnen nichts geschehen wird. Trotzdem können Sie sich nicht genug in acht nehmen."

"Ich bin bewaffnet."

"Das ist gut. Morgen werde ich mit Ihrem Fall anfangen."

"Darin sehe ich Sie in Horsham?"

"Nein, Ihr Geheimnis liegt in London. Und da werde ich es suchen."

"Dann spreche ich in ein oder zwei Tagen wieder bei Ihnen vor und berichte Ihnen, was mit dem Kästchen und dem Blatt geschehen ist. Ich werde Ihren Rat genauestens befolgen."

Er schüttelte uns die Hand und verabschiedete sich. Draußen heulte noch immer der Wind und der Regen spritzte und trommelte gegen die Fenster. Diese seltsam wilde Geschichte schien geradewegs auf dem Rücken der verrückt gewordenen Elemente zu uns gekommen zu sein - getragen wie ein Seegrashalm vom Sturm - und jetzt wurde sie wieder von ihnen verschlungen. Sherlock Holmes saß eine Weile schweigend, sein Kopf war nach vorn gesunken, die Äugen starrten in die Glut. Dann zündete er eine Pfeife an und beobachtete, in seinen Sessel gelehnt, wie die blauen Rauchkringel einander zur Decke hinauf verfolgten.

"Ich glaube, Watson", bemerkte er schließlich, "von all unseren Fällen war keiner so phantastisch wie dieser." "Ausgenommen vielleicht das ›Zeichen der Vier‹."

"Ja, natürlich, der Fall vielleicht ausgenommen. Und doch scheint dieser John Openshaw in größerer Gefahr zu schweben als damals die Sholtos."

"Aber haben Sie", fragte ich, "schon eine endgültige Erklärung dafür, was das für Gefahren sind?"

"Was ihren Ursprung angeht, kann es keinen Zweifel geben", antwortete er. "Welchen Ursprungs also sind sie? Was bedeutet das K. K. K.; und warum verfolgt es diese unglückliche Familie?" Sherlock Holmes schloß die Augen, stützte die Arme auf die Seitenlehnen des Sessels und legte die Fingerspitzen gegeneinander. "Der ideale Denker wäre imstande, wenn ihm einmal eine einzige Tatsache in ihrer ganzen Tragweite vorgestellt worden ist, daraus nicht nur die Kette der Geschehnisse abzuleiten, die zu ihr hinführt, sondern auch alles, was sich künftig daraus ergeben kann. Wie Guvier ein ganzes Tier korrekt zu beschreiben vermochte, indem er sich in die Betrachtung eines einzigen Knochens versenkte, so sollte ein Beobachter, der ein Glied einer Kette durch und durch begriffen hat, in der Lage sein, alle anderen Glieder, die vorausgehenden wie die nachfolgenden, erklären zu können. Wir haben bis jetzt nicht erfaßt, zu welchen Resultaten allein die Vernunft gelangen kann. Das Denken vermag Probleme zu lösen, an denen alle jene verzweifeln, die eine Lösung mit Hilfe ihrer Sinne suchen. Um die Kunst des Denkens jedoch auf den höchsten Gipfel zu führen, wäre es nötig, daß der Denker imstande ist, alle Fakten zu nutzen, die ihm zur Kenntnis kommen, und dies wiederum, wie Sie einsehen werden, setzt den Besitz umfassenden Wissens voraus, was selbst in diesen Tagen der freien Bildung und der Enzyklopädien eine ausgesprochene Seltenheit ist. Es ist hingegen nicht unmöglich, daß ein Mann alle die Kenntnisse besitzt, die er für seine Arbeit wahrscheinlich wird brauchen können, und diese zu erlangen, habe ich für meinen Teil mich bemüht. Wenn ich mich recht erinnere, nahmen Sie in den frühen Tagen unserer Freundschaft einmal Anlaß, meine Kenntnisse sehr genau zu definieren."

"Ja", antwortete ich lachend, "das war ein einmaliges Dokument. Philosophie, Astronomie, Politik, erinnere ich mich, da war absolut nichts vorhanden, Botanikkenntnisse unterschiedlich, Geologie gründlich im Hinblick auf die Dreckspuren aus beliebigen Gegenden in fünfzig Meilen Umkreis der Stadt, Chemie eine Angelegenheit überspannter Neigung, Anatomie unsystematisch, Sensationsliteratur und Kriminalberichte einzigartig, ansonsten Geiger, Boxer, Fechter, Jurist und Selbstvergifter mittels Kokain und Tabak. Das waren, glaube ich, die wichtigsten Ergebnisse meiner Analyse."

Holmes grinste zu dem letzten Punkt.

"Nun", sagte er, "ich sage heute, was ich auch damals sagte, daß ein Mann in seinem Gehirnstübchen alle die Dinge stapeln sollte, die er wahrscheinlich brauchen wird, und das übrige mag er in der Rumpelkammer seiner Bibliothek verstauen, von wo er es nach Wunsch wiederbekommen kann. Für so einen Fall, wie er uns heute abend vorgelegt wurde, ist es nötig, daß wir alle unsere Quellen befragen. Bitte, reichen Sie mir die Enzyklopädie von Amerika, Buchstabe K, der Band steht auf dem Regal neben Ihnen. Danke. Nun lassen Sie uns die Lage näher betrachten und sehen, was aus ihr abgeleitet werden kann. Beginnen wir fürs erste damit, daß es ziemlich wahrscheinlich ist, daß der Colonel Openshaw einen sehr handfesten Grund hatte, Amerika zu verlassen. Männer seines Alters ändern nicht alle ihre Gewohnheiten und täuschen nicht mutwillig das liebliche Klima Floridas gegen das einsame Leben in einer englischen Provinzstadt ein. Seine extreme Vorliebe für die Zurückgezogenheit in England legt den Gedanken nahe, daß er Furcht hatte vor irgend jemandem oder irgend etwas; so können wir als eine Arbeitshypothese unterstellen, daß es Furcht vor irgend jemandem oder irgend etwas war, das ihn aus Amerika vertrieb. Auf das, was er fürchtete, können wir nur durch die schrecklichen Briefe schließen, die er und seine Nachfolger erhielten. Haben Sie sich die Poststempel der Briefe gemerkt?" "Der erste war aus Pondicherry, der zweite aus Dundee und der dritte aus London."

"Aus London-Ost - Was schließen Sie daraus?"

"Die drei Orte sind Seehäfen, Also war der Schreiber an Bord eines Schiffes."

"Hervorragend. Wir haben bereits einen Faden. Es kann keinen Zweifel geben, daß die Wahrscheinlichkeit - die starke Wahrscheinlichkeit - besteht, daß der Schreiber sich an Bord eines Schiffes befand. Und nun lassen Sie uns den zweiten Punkt bedenken. Im Falle von Pondicherry verstrichen sieben Wochen zwischen dem Einfädeln und der Ausführung, bei Dundee waren es nur etwa drei oder vier Tage. Fällt uns dabei etwas ein?"

"Die größere Entfernung, die zurückgelegt werden muß."

"Aber auch der Brief hatte eine größere Strecke zurückzulegen."

"Dann sehe ich den entscheidenden Punkt nicht."

"Wir dürfen wenigstens annehmen, daß das Schiff, auf dem sich der Mann befindet - oder die Männer - ein Segler ist. Es sieht so aus, als ob sie immer ihre einmalige Warnung vorausschickten, wenn sie bereits ihr Vorhaben in Angriff genommen hatten. Sie sehen, wie schnell die Tat dem Signal folgte, als es aus Dundee kam. Wenn sie von Pondicherry ein Dampfschiff genommen hätten, wären sie gleichzeitig mit ihrem Brief eingetroffen. Es vergingen jedoch sieben Wochen. Ich glaube, daß diese sieben Wochen die Differenz darstellen zwischen dem Postschiff, das den Brief, und dem Segelschiff, das den Briefschreiber brachte."

"Das ist möglich."

"Mehr als das: Es ist wahrscheinlich. Und nun sehen Sie, wie lebenswichtig dringlich der neue Fall ist und warum ich den jungen Openshaw zur Vorsicht mahnte. Der Schlag fiel immer nach Ablauf der Zeit, die die Täter brauchten, um die Entfernung zurückzulegen. Aber dieser letzte Brief kam aus London, und deshalb können wir nicht mit Aufschub rechnen."

"Großer Gott!" rief ich. "Was kann diese unbarmherzige Verfolgung nur bedeuten?"

"Die Papiere, die Openshaw mitnahm, sind offensichtlich lebenswichtig für die Person oder vielmehr für die Personen auf dem Segelschiff. Ich denke, es ist klar, daß es mehr als einer sein muß. Ein einzelner Mann hätte nicht zwei Todesfälle auf eine Weise bewerkstelligen können, die die Jury eines Coroners irreführte. Dazu gehören mehrere, und es müssen Leute sein, die Hilfsquellen und Entschlossenheit besitzen. Es geht ihnen um ihre Papiere, wer immer der Besitzer sein mag. Auf diese Weise hören K. K. K. auf, die Initialen eines Individuums zu sein, und die Buchstaben werden zum Zeichen einer Vereinigung."

"Aber welcher Vereinigung?"

"Haben Sie denn nie", sagte Sherlock Holmes, lehnte sich vor und dämpfte die Stimme, "haben Sie nie vom Ku Klux Klan gehört?"

"Nie."

Holmes blätterte in dem Buch, das er auf den Knien hielt. "Hier ist es", sagte er bald darauf, "Ku Klux Klan. Ein Name, der auf das Geräusch zurückgeht, das beim Spannen des Gewehrhahns entsteht. Diese fürchterliche Geheimgesellschaft wurde von ehemaligen Soldaten der Konföderierten in den Südstaaten nach dem Bürgerkrieg gebildet und es formierten sich schnell örtliche Gruppen in verschiedenen Teilen des Landes, besonders in Tennessee, Louisiana, Nord- und Südkarolina, Georgia und Florida. Ihre Macht setzten sie für politische Zwecke ein, besonders zur Terrorisierung der Negerwähler und zur Vertreibung derer, die ihren Ansichten entgegenstanden. Ihre Ausschreitungen leiteten sie gewöhnlich damit ein, daß dem betreffenden Mann eine Warnung zugestellt wurde, in einer phantastischen, aber verständlichen Form - der Zweig einer Eiche in einigen Teilen des Landes, in anderen Melonensamen oder Apfelsinenkerne. Wenn das Opfer das Zeichen erhalten hatte, konnte es nur entweder seiner bisherigen Lebensweise abschwören oder aus dem Land fliehen. Wenn es versuchte, Mut an den Tag zu legen, war es unfehlbar dem Tod verfallen, der gewöhnlich auf seltsame und unvorhersehbare Art eintrat. So perfekt war die Organisation der Gesellschaft, so systematisch waren ihre Methoden, daß kaum ein Fall bekannt geworden ist, in dem es jemandem gelungen wäre, sich ungestraft zu widersetzen oder in dem die Gewalttat bis zu ihren Urhebern zurückverfolgt werden konnte. Einige Jahre lang blühte die Organisation trotz der Anstrengungen der Regierung der Vereinigten Staaten und der einsichtigen Kreise im Süden. Im Jahre 1869 brach die Bewegung ziemlich plötzlich zusammen, wenngleich es seitdem hin und wieder noch Ausschreitungen dieser Art gibt. Sie werden bemerkt haben", sagte Holmes und legte den Band nieder, "daß das plötzliche Auseinanderfallen der Gesellschaft mit dem Verschwinden Openshaws und ihrer Papiere aus Amerika zusammengeht. Das kann sehr wohl Ursache und Wirkung gewesen sein. Es ist kein Wunder, daß er und seine Familie einige der unversöhnlichen Geister auf den Fersen haben. Begreifen Sie nun, daß dieses Register und dieses Tagebuch einige der angesehensten Männer des Südens kompromittiert und daß es viele gibt, die nachts nicht mehr ruhig schlafen? Sie müssen die Aufzeichnungen zurückhaben."

"Dann ist die Seite, die uns gezeigt wurde..."

"Sie ist das, was wir erwarten konnten. Da hieß es, wenn ich mich recht erinnere: Schickte die Kerne an A, B und C - das heißt: Sandte die Warnung der Gesellschaft an sie. Dann folgten Eintragungen, daß A und B geklärt oder das Land verlassen hätten, und schließlich, daß C besucht worden sei, mit einem, wie ich fürchte, schlimmen Ergebnis. Nun, Doktor, ich glaube, wir sollten Licht in diese dunkle Angelegenheit bringen. Die einzige Chance, die dem jungen Openshaw in der Zwischenzeit bleibt, besteht darin, daß er tut, was ich Ihm gesagt habe. Heute abend gibt es nichts mehr zu bereden oder zu tun, also reichen Sie mir die Violine herüber und lassen Sie uns versuchen, für eine halbe Stunde das elende Wetter und die noch elenderen Methoden unserer Mitmenschen zu vergessen."

Am Morgen hatte es aufgeklart, und die Sonne schien matt durch den dunstigen Schleier, der über der großen Stadt hing. Sherlock Holmes saß schon beim Frühstück, als ich herunterkam.

"Entschuldigen Sie, daß ich nicht auf Sie gewartet habe", sagte er.

"Vor mir liegt, wie ich voraussehe, ein sehr arbeitsreicher Tag. Ich werde ihn mit dem Fall des jungen Openshaw zubringen."

"Welche Schritte wollen Sie unternehmen?"

"Das hängt vor allem davon ab, welche Ergebnisse meine Befragungen haben. Es ist durchaus möglich, daß ich nach Horsham muß." "Fahren Sie nicht zuerst dorthin?"

"Nein, ich werde mit dieser Stadt anfangen. Läuten Sie nur, das Mädchen bringt Ihnen den Kaffee."

Während ich wartete, nahm ich die ungeöffnete Zeitung vom Tisch und warf einen Blick hinein. Er blieb an einer Schlagzeile hängen, die mir das Herz erzittern ließ.

"Holmes", rief ich, "Sie kommen zu spät."

"Oh!" sagte er und setzte die Tasse nieder. "Das habe ich befürchtet. Wie ist es geschehen?"

Er sprach ruhig, aber ich sah, daß er tief bewegt war. "Mein Blick fiel auf den Namen Openshaw und die Schlagzeile "Tragödie nahe Waterloo Bridge".

Hier ist der Inhalt: "Zwischen neun und zehn Uhr gestern abend hörte Constabler Cook von der Abteilung H, der in der Nähe der Waterloo Bridge Dienst tat, einen Hilfeschrei und einen Fall ins Wasser. Die Nacht war äußerst dunkel und stürmisch, so daß, trotz der Hilfe einiger Passanten, eine erfolgreiche Rettung ganz unmöglich war. Dennoch wurde Alarm gegeben, und mit Unterstützung der Wasserpolizei konnte die Leiche schließlich geborgen werden. Sie erwies sich als die eines jungen Herrn, dessen Name, nach einem Kuvert zu schließen, das in einer, seiner Taschen gefunden wurde, John Openshaw ist, wohnhaft bei Horsham. Es wird angenommen, daß er versuchte, den letzten Zug von Waterloo-Station zu erreichen und daß er in der Hast bei der ungewöhnlichen Dunkelheit vom Weg abkam und von einer der kleinen Landungsbrücken für Flußdampfer abstürzte. Der Körper zeigte keine Spuren von Gewaltanwendung und es gibt keinen Zweifel daran, daß der Tote Opfer eines Unglücksfalls geworden ist, der das Resultat zeitigen sollte, die Aufmerksamkeit der Behörden auf den Zustand der Landebrücken am Fluß zu lenken"

Einige Minuten, saßen wir schweigend da; Holmes war bedrückt und tiefer erschüttert, als ich es je bei ihm gesehen hatte.

"Das verletzt meinen Stolz, Watson," sagte er schließlich. "Ich weiß, das ist ein kleinliches Gefühl, aber es verletzt meinen Stolz. Nun wird die Sache zu meiner persönlichen Angelegenheit und ich werde, wenn Gott mich gesund erhält, die Bande fassen. Er bittet mich um Hilfe, und ich schicke ihn fort, in seinen Tod.. !"

Er sprang vom Stuhl auf und lief in unkontrollierter Erregung durchs Zimmer, die hageren Wangen waren gerötet und die langen dünnen Hände ballten und öffneten sich nervös... "Das müssen geschickte Teufel sein", rief er schließlich. "Wie haben sie ihn dort hinlocken können? Der Themse-Kai liegt nicht am direkten Weg zum Bahnhof. Die Brücke war zweifellos zu belebt, sogar in dieser Nacht, als daß sie ihre Absteht da hätten ausführen können. Nun, Watson, wir werden sehen, wer am Ende das Rennen gewinnt. Ich gehe jetzt."

"Zur Polizei?"

"Nein, jetzt bin ich meine eigene Polizei. Wenn ich das Netz geknüpft habe, dann können sie die Fliegen herausholen, aber nicht eher."

Den ganzen Tag war ich mit meiner beruflichen Arbeit beschäftigt und es wurde spät, ehe ich in die Baker Street zurückkam. Sherlock Holmes war noch nicht da. Es war fast zehn Uhr, als er eintrat, bleich und abgespannt. Er ging zum Büfett, riß sich ein Stück Brot ab, verschlang es gierig und spülte es mit einem großen Schluck Wasser hinunter. "Sie sind hungrig", bemerkte ich. "Ich bin fast verhungert. Ich habe nicht an Essen gedacht, habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen."

"Nichts?"

"Nicht einen Bissen. Ich hatte keine Zeit, daran zu denken."

"Und wie sind Sie vorangekommen?"

"Gut."

"Haben Sie einen Anhaltspunkt?"

"Ich habe die Kerle in der Hand. Der junge Openshaw wird nicht lange ungerächt bleiben. Los, Watson, wir wollen mit ihnen ihr eigenes teuflisches Spiel spielen. Es ist gut überlegt."

"Was meinen Sie?" Er nahm eine Apfelsine, zerlegte sie in Scheiben und drückte die Kerne auf den Tisch. Er nahm fünf von ihnen und steckte sie in ein Kuvert. Auf die Innenseite der Lasche schrieb er: S. H. an J. C. Dann siegelte er das Kuvert und adressierte es an ›Captain Calhoun, Barke 'Lone Star', Savannah, Georgia ‹

"Das wird er vorfinden, wenn er in den Hafen einläuft", sagte er mit meckerndem Lachen. "Das soll ihm eine schlaflos e Nacht bereiten. Er wird es so sicher für einen Vorboten des Schicksals halten wie vor ihm Openshaw."

"Und wer ist Captain Calhoun?"

"Der Anführer der Bande. Die anderen kriege ich auch, aber ihn zuerst."

"Wie sind Sie der Sache auf die Spur gekommen?"

Er zog ein großes Blatt Papier aus der Tasche, das ganz mit Daten und Namen bedeckt war.

"Ich habe den ganzen Tag", sagte er, "über Lloyd's Registern und alten Aktenstößen verbracht und die Route jedes Schiffes verfolgt, das Pondicherry im Januar und im Februar '83 berührt hat. Von sechsunddreißig Schiffen mit angemessener Tonnage lag die Meldung vor, daß sie während dieser Monate dort waren. Von ihnen erregte die ›Lone Star‹ sofort meine Aufmerksamkeit, da der Name des Schiffes auf einen Staat in den USA hindeutet, obwohl aufgezeichnet war, daß sie von London in See gestochen sei."

"Texas, nehme ich an."

"Ich war und bin nicht sicher, welcher der Staaten gemeint ist. Aber ich weiß, daß das Schiff amerikanischer Herkunft sein muß."

"Was taten Sie dann?"

"Ich durchforschte die Listen aus Dundee, und als ich fand, daß die Bark ›Lone Star‹ im Januar '85 dort gewesen ist, wurde aus meinem Verdacht Gewißheit. Dann erkundigte ich mich nach den Schiffen, die jetzt im Londoner Hafen liegen."

"Und?"

"Die ›Lone Star‹ ist letzte Woche angekommen. Ich ging zum Albert-Dock und stellte fest, daß sie heute vor der frühen Ebbe den Fluß hinuntergeschleppt worden ist und die Rückreise zum Heimathafen Savannah angetreten hat. Ich telegraphierte nach Grayessend und erfuhr, daß sie dort schon vor einiger Zeit durchgekommen war und da der Wind auf Ost steht, zweifle ich nicht, daß sie mittlerweile die Godwins passiert hat und sich jetzt nicht sehr weit von der Isle of Wight befindet."

"Was wollen Sie da tun?"

"Oh, ich habe meine Hand auf ihm. Er und zwei Maate sind, wie ich erfahren habe, die einzigen gebürtigen Amerikaner auf dem Schiff. Die anderen sind Finnen und Deutsche. Ich weiß auch, daß alle drei gestern abend von Bord gewesen sind. Das hat mir der Staumeister gesagt, der das Laden überwacht hat. Bis ihr Segelschiff Savannah erreichen kann, hat das Postboot diesen Brief befördert und ein Kabel die Polizei von Savannah informiert, daß die drei Herren wegen einer Mordanklage dringend gesucht, werden." Es gibt immer eine brüchige Stelle in den bestausgedachten menschlichen Plänen. John Openshaws Mörder sollten nie die Apfelsinenkerne erhalten, die ihnen bewiesen hätten, daß ihnen ein anderer, genauso listig und entschlossen wie sie, auf der Spur war. Die Äquatorialstürme waren in diesem Jahr sehr ausgedehnt und heftig. Wir warteten lange auf Nachrichten über die ›Lone Star‹ aus Savannah, aber nicht eine einzige hat uns je erreicht. Schließlich hörten wir, daß irgendwo weit draußen im Atlantik der zerschmetterte Achtersteven eines Schiffes auf den Wellen tanzend gesichtet worden war, auf dem die Buchstaben L. S. eingeschnitzt waren. Mehr werden wir über das Schicksal der ›Lone Star‹ niemals erfahren.

 

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