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Сказка «Семь подземных королей» (Die sieben unterirdischen Könige) на немецком языке

Книга «Семь подземных королей» (Die sieben unterirdischen Könige) на немецком языке – читать онлайн, автор сказки – Александр Волков. Эта сказка является третьей по счёту книгой в серии фэнтези о Волшебнике Изумрудного города. Все эти сказки, а также много других можно читать онлайн в разделе «Сказки на немецком». Для детей также будет интересен раздел «Мультфильмы на немецком».

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Теперь вернёмся к чтению сказки Александра Волкова «Семь подземных королей» (Die sieben unterirdischen Könige) на немецком языке. На этой странице выложены несколько глав книги, а в конце страницы будет ссылка на продолжение сказки «Семь подземных королей» (Die sieben unterirdischen Könige).

 

Die sieben unterirdischen Könige

 

Wie das Wunderland Entstand

In einer Zeit, die so weit zurückliegt, daß niemand mehr weiß, wann es war, lebte ein mächtiger Zauberer namens Hurrikap. Er lebte in einem Lande, das erst viel später Amerika genannt wurde, und es gab niemanden auf der Welt, der sich auf das Zaubern so gut verstand wie er. Zuerst war Hurrikap mächtig stolz darauf und erfüllte gern die Wünsche der Menschen, die zu ihm kamen. Dem einen schenkte er einen Bogen mit Pfeilen, die immer das Ziel trafen, dem anderen verlieh er die Gabe, so schnell zu laufen, daß er sogar Rehe überholen konnte, einen dritten machte er unverwundbar gegen die Zähne und Krallen der wilden Tiere. So vergingen viele, viele Jahre.

Dann wurde Hurrikap aber der Bitten und Dankesbezeigungen der Menschen überdrüssig und beschloß, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, wo ihn niemand belästigen würde. Lange irrte der Zauberer über den Kontinent, der noch keinen Namen hatte, bis er in ein wunderschönes Land mit dichten Wäldern, kristallklaren Flüssen, grünen Wiesen und herrlichen Obstbäumen kam.

„Hier gefällt es mir!" rief Hurrikap freudig aus. „Hier werde ich auf meine alten Tage Ruhe haben. Jetzt muß ich nur noch dafür sorgen, daß kein Mensch hierherfindet."

Für einen so mächtigen Zauberer wie Hurrikap war das ein leichtes. ..Eins!" rief er, und im nächsten Augenblick erhoben sich riesige Berge um das Land.

„Zwei!" rief er, und jenseits der Berge entstand eine große Sandwüste, die kein Mensch hätte durchqueren können. Hurrikap dachte nach, was ihm noch fehle.

„Hier soll immer Sommer sein!" befahl er. „Ich will, daß es ein Wunderland ist, in dem alle Tiere und Vögel wie Menschen sprechen sollen!" fügte er hinzu, und sogleich ging sein Wunsch in Erfüllung. Von allen Seiten waren zahllose Stimmen zu hören. Es sprachen die Affen und Bären, Löwen und Tiger, Spatzen und Krähen, Spechte und Meisen. Sie hatten viele Jahre nicht sprechen können, und jetzt freuten sie sich unbändig, einander ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche mitteilen zu können. „Nicht so laut!" befahl der Zauberer barsch, und die Stimmen klangen leiser. „So, jetzt beginnt für mich ein ruhiges Leben ohne die zudringlichen Menschen", sagte er zufrieden. „Ihr irrt, mächtiger Zauberer!" hörte Hurrikap eine Stimme dicht an seinem Ohr, und eine Elster setzte sich auf seine Schulter. „Verzeiht mir meine Dreistigkeit, aber hier leben Menschen, und es sind ihrer gar nicht wenige." „Unmöglich!" rief unmutig der Zauberer. „Warum habe ich sie nicht gesehen?"

„Ihr seid sehr groß, in unserem Lande aber sind die Menschen sehr klein", rief lachend die Elster und flog davon. Die Elster hatte die Wahrheit gesagt.

Hurrikap war so groß, daß er mit dem Kopf die Wipfel der höchsten Bäume erreichte. Seine Sehkraft aber war durch das Alter geschwächt, und Brillen kannten damals selbst die gewandtesten Zauberer noch nicht.

Hurrikap wählte eine große Wiese aus, legte sich ins Gras und blickte gespannt in das Dickicht. Da gewahrte er viele kleine Gestalten, die sich ängstlich hinter den Bäumen verbargen.

„He, ihr Menschlein, kommt her!" befahl der Zauberer mit Donnerstimme. Die Menschen traten aus dem Wald hervor und blickten den Zauberer furchtsam an. „Wer seid ihr?" fragte er streng.

„Wir sind die Bewohner dieses Landes, aber wir haben nichts verbrochen", sagten die Menschlein zähneklappernd. „Ich sage ja nicht, daß ihr etwas verbrochen habt", entgegnete Hurrikap. „Ich hätte mich wirklich besser umsehen müssen, bevor ich diesen Ort wählte, aber was geschehen ist, ist geschehen, ich will nichts zurückzaubern. Dieses Land bleibt ein Zauberreich für alle Zeiten, nur werde ich mir ein ruhiges Plätzchen darin aussuchen."

Hurrikap ging in die Berge, und flugs hatte er sich einen prächtigen Palast erbaut. Den Bewohnern des Zauberlandes aber verbot er strengstens, sich dem Palast zu nähern. Der Befehl wurde viele Jahrhunderte lang genau befolgt. Dann starb der Zauberer, und der Palast verfiel. Dennoch wagte es niemand, das Verbot zu übertreten.

Später geriet Hurrikap in Vergessenheit. Die Menschen, die in diesem weltabgeschiedenen Land lebten, glaubten, daß es hier immer so gewesen sei wie jetzt: hohe Berge ringsum, ewiger Sommer und Tiere und Vögel, die wie Menschen sprachen...

 

Die Höhle

 

Vor tausend jähren

Die Bevölkerung des Wunderlandes wuchs, und mit der Zeit bildeten sich mehrere Staaten. Bald gab es auch Könige, die sich mit Hofleuten und zahlreichen Dienern umgaben. Die Könige stellten Armeen auf, und es begannen Grenzstreitigkeiten, die zu Kriegen führten.

Im westlichen Teil des Landes herrschte vor tausend Jahren ein König namens Aranja. Er regierte so lange, daß sein Sohn Bofaro müde wurde, auf den Tod seines Vaters zu warten, und diesen zu stürzen beschloß. Durch Versprechungen gewann Prinz Bofaro mehrere tausend Anhänger, aber noch bevor sie etwas unternehmen konnten, wurde die Verschwörung aufgedeckt, und Prinz Bofaro kam vor das Gericht seines Vaters. Dieser saß, von Hofleuten umgeben, auf seinem hohen Thron und blickte zornig in das blasse Gesicht des Prinzen.

„Gestehst du, mein unwürdiger Sohn, daß du gegen mich Böses im Schilde führtest?" fragte der König.

„Ja, ich gestehe es", erwiderte der Prinz dreist, ohne die Augen vor dem strengen Blick des Vaters zu senken.

„Hättest du mich getötet, um den Thron in deinen Besitz zu bringen?" fuhr Aranja fort.

„Nein", sagte Bofaro, „das war nicht meine Absicht. Ich habe Euch nur lebenslänglichen Kerker zugedacht."

„Das Schicksal hat es aber anders gewollt", sagte der König. „Was du mir zugedacht hast, soll dir und deinen Kumpanen widerfahren. Kennst du die Höhle?"

Der Prinz zuckte zusammen. Natürlich hatte er von der riesigen Höhle tief unter der Erde gehört. Neugierige, die hineingeblickt hatten, erzählten, sie hätten dort Schatten seltsamer Tiere gesehen, vor denen es ihnen graute. Es sei undenkbar, daß Menschen dort leben könnten, sagten sie.

„Ich verbanne dich und deine Kumpane für ewige Zeiten in die Höhle!" rief der König so grimmig, daß selbst die Feinde Bofaros erschauerten. „Aber das ist noch nicht alles! Nicht nur ihr, sondern auch eure Kinder und Kindeskinder sollen nie mehr den blauen Himmel und die strahlende Sonne sehen. Dafür werden meine Erben sorgen. Sie werden mir schwören müssen, meinen Wunsch heiligzuhalten. Hast du etwas zu entgegnen?"

„Nein!" sagte Bofaro, der ebenso stolz und trotzig war wie sein Vater. „Ich habe die Strafe verdient, weil ich meine Hand gegen den Vater erhob. Ich bitte nur, daß man uns Ackerbaugeräte mitgibt."

„Die sollt ihr haben", sagte der König. „Ihr sollt sogar Waffen bekommen, damit ihr euch gegen die wilden Höhlentiere wehren könnt."

Die düsteren Kolonnen der Verbannten zogen, von ihren weinenden Frauen und Kindern gefolgt, unter die Erde. Vor dem Eingang wurde ein großer Trupp Soldaten postiert, die darauf zu achten hatten, daß kein Rebell zurückkehrte. Bofaro, seine Frau und seine zwei Söhne stiegen als erste in die Höhle hinab. Sie erblickten ein unterirdisches Land, das sich dahinstreckte, soweit das Auge reichte. Auf der weiten Ebene waren kleine waldbestandene Hügel zu sehen, und inmitten der Höhle schimmerte ein großer runder See. Die Landschaft hatte ein herbstliches Aussehen. Das Laub der Bäume und der Sträucher war dunkelrot, rosa und goldfarben, das Gras auf den Wiesen so gelb wie vor einer überfälligen Mahd. Dämmerung herrschte im unterirdischen Land, nur die goldgelben Wolken streuten ein falsches Licht aus.

„Hier sollen wir leben?" fragte Bofaros Frau entsetzt. Ja, das ist unser Los", erwiderte der Prinz finster.

 

Die Belagerung

Die Ausgestoßenen mußten lange gehen, bis sie zu dem See gelangten, dessen Ufer mit Steinen übersät war. Bofaro stieg auf einen großen Stein und hob die Hand zum Zeichen, daß er sprechen wolle. Alle richteten die Augen auf ihn.

„Meine Freunde!" begann Bofaro. „Ich fühle mich vor euch schuldig. Mein Ehrgeiz hat euch ins Unglück gestürzt, durch ihn seid ihr in diese düstere Höhle verbannt worden. Aber das läßt sich nun nicht mehr ändern.

Außerdem ist es ja besser zu leben als tot zu sein. Uns steht ein harter Kampf um unser Dasein bevor. Darum müssen wir einen Mann aus unserer Mitte wählen, der uns führen soll."

„Du bist unser Führer!" riefen die Leute. „Dich wählen wir, Prinz!"

„Du stammst von Königen ab, du sollst uns regieren, Bofaro!"

Niemand erhob die Stimme dagegen, und ein schwaches Lächeln erhellte das düstere Gesicht Bofaros. Es war immerhin ein Trost, König zu sein, auch wenn es in einem unterirdischen Land war.

„Hört, ihr Leute!" sagte er. „Wir haben eine Rast redlich verdient, aber dazu ist es noch zu früh. Ich habe da Schatten großer Tiere gesehen, die uns folgten."

„Auch wir haben sie gesehen!" riefen mehrere Stimmen.

„Wir dürfen keine Zeit verlieren! Die Frauen sollen ihre Kinder schlafen legen und auf sie achtgeben, die Männer aber eine Befestigung bauen!"

Bofaro wälzte den ersten Stein heran. Die anderen folgten, ihre Müdigkeit überwindend, seinem Beispiel. Sie schleppten Steine herbei und begannen eine Mauer zu errichten.

Nach mehreren Stunden stand eine dicke, feste Mauer von doppelter Mannshöhe da.

„Ich glaube, das reicht einstweilen", sagte König Bofaro. „Später werden wir hier eine Stadt bauen."

Bofaro stellte eine Wache aus mehreren Männern mit Pfeilen und Lanzen auf; die anderen, die vor Müdigkeit fast umfielen, begaben sich im unheimlichen Licht der goldgelben Wolken zur Ruhe. Ihr Schlaf sollte jedoch nur kurz sein.

„Alarm! Alarm!" schrie die Wache.

Die aufgeschreckten Menschen stiegen auf Vorsprünge an der Innenseite der Befestigung und blickten über die Mauer. Da gewahrten sie einige Dutzend seltsamer Tiere, die sich der Befestigung näherten.

„Sechsfüßer! Das sind Sechsfüßer!" riefen mehrere Leute.

Die Tiere hatten tatsächlich nicht vier, sondern sechs dicke, runde Beine, auf denen mächtige runde Rümpfe ruhten. Ihr Fell war schmutzigweiß, dicht und zottig. Sie starrten aus großen runden Augen auf die Befestigung, die so jählings entstanden war ...

„Welch gräßliche Ungeheuer! Ein Glück, daß die Befestigung uns schützt!" riefen die Menschen. Während die Bogenschützen Pfeile auflegten, kamen die Tiere immer näher. Sie schnüffelten, glotzten und schüttelten drohend ihre großen Köpfe mit den kurzen Ohren. Bald hatten sie sich auf Schußweite genähert. Die Schützen spannten die Bogen, die Pfeile schwirrten durch die Luft. Sie konnten aber die dicke Haut der Tiere nicht durchbohren und blieben in ihrem zottigen Fell stecken. Mit dumpfem Gebrüll kamen die Sechsfüßer näher. Wie alle Tiere des Wunderlandes konnten sie sprechen, aber sie sprachen undeutlich, denn ihre Zungen waren zu dick und unbeholfen.

„Verschießt eure Pfeile nicht umsonst!" befahl Bofaro. „Haltet die Schwerter und Lanzen bereit! Schafft die Frauen und Kinder in die Mitte der Befestigung!"

Die Tiere wagten es aber nicht, anzugreifen. Sie umstellten die Befestigung und hielten ihre glühenden Augen unverwandt auf sie gerichtet. Bofaro und seine Leute waren belagert. Da begriff er, welchen Fehler er begangen hatte:

Er hatte es unterlassen, für Wasser zu sorgen. Wenn jetzt die Belagerung lange anhielt, würden seine Leute verdursten. Bis zum See waren es zwar nur ein paar Dutzend Schritt, aber wie sollte man die Umkreisung des Feindes durchbrechen, der gar nicht so schwerfällig war, wie er aussah?

Es vergingen ein paar Stunden. Als erste verlangten die Kinder zu trinken. Vergeblich versuchten die Mütter, sie zu beruhigen. Bofaro bereitete sich zu einem verzweifelten Ausfall vor. Plötzlich rauschte es in der Luft, am Himmel tauchte eine Schar sonderbarer Geschöpfe auf, die sich schnell näherte. Sie sahen wie Krokodile aus, nur waren sie viel größer. Diese Ungeheuer schwangen ihre gewaltigen hautbespannten Flügel, und aus ihren schmutziggelben, schuppigen Bäuchen ragten mächtige Tatzen mit scharfen Krallen hervor.

„Wir sind verloren!" schrien die Belagerten. „Das sind fliegende Drachen; vor ihnen kann uns keine Befestigung schützen!"

Die Menschen bedeckten ihre Köpfe mit den Händen, und sie vermeinten schon zu spüren, wie die schrecklichen Krallen in ihr Fleisch eindrangen.

Aber da geschah etwas Unerwartetes: Die Drachen stürzten sich heulend auf die Sechsfüßer und suchten deren Augen zu treffen. Diese schienen aber an solche Überfälle gewöhnt: Sie zogen tief die Köpfe ein, richteten sich auf den Hinterbeinen auf und schlugen wild mit den Vorderbeinen um sich.

Das Heulen der Drachen und das Brüllen der Sechsfüßer betäubte fast die Menschen, die das ungewöhnliche Schauspiel beobachteten. Einige Sechsfüßer hatten sich zusammengerollt, und die wütenden Drachen rissen ihnen mit den Zähnen ganze Büschel des zottigen Fells aus. Ein unvorsichtiger Drache, den ein mächtiger Tatzenhieb getroffen hatte, konnte nicht auffliegen und hüpfte hilflos umher. Dann stoben die Sechsfüßer, von den fliegenden Echsen verfolgt, auseinander. Sofort ergriffen die Frauen ihre Krüge und eilten zum See, um Wasser für ihre weinenden Kinder zu holen.

Erst viel später, als die Menschen sich in der Höhle eingelebt hatten, erfuhren sie den Grund der Feindschaft zwischen den Sechsfüßern und den Drachen. Die Echsen legten nämlich ihre Eier an einsamen Stellen ab und verscharrten sie in der warmen Erde. Für die Sechsfüßer aber waren diese Eier der schönste Leckerbissen; sie gruben sie aus und fraßen sie, wo immer sie sie fanden. Das konnten die Drachen den Sechsfüßern nicht verzeihen.

Aber auch die Echsen waren nicht schuldlos: Wenn sie ein Sechsfüßerjunges ohne Eltern erblickten, fielen sie darüber her und fraßen es auf.

Diesmal hatte die Fehde zwischen den Sechsfüßern und den Echsen den Menschen jedoch das Leben gerettet.

 

Die Menschen beginnen ein neues leben

Jahre vergingen. Die Ausgestoßenen gewöhnten sich allmählich an das Leben unter der Erde. Sie erbauten am Ufer des Sees eine Stadt und umgaben sie mit einer steinernen Mauer. Um nicht Hungers zu sterben, begannen sie zu pflügen und Getreide zu säen. Die Höhle lag so tief, daß ihr Boden durch die unterirdische Hitze erwärmt wurde. Von Zeit zu Zeit fiel Regen aus den goldgelben Wolken, so daß der Weizen ausreifen konnte, allerdings langsamer als auf der Erde. Für die Menschen war es aber ungeheuer anstrengend, die schweren Pflüge über die steinigen Äcker zu schleppen. Einmal kam der alte Jäger Karum zu König Bofaro und sagte zu ihm:

„Eure Majestät! Die Bauern werden die Mühen des Pflügens nicht mehr aushalten können und vor Erschöpfung sterben. Darum schlage ich vor, daß wir Sechsfüßer vor die Pflüge spannen."

Der König fragte überrascht: „Werden die Bestien die Bauern nicht zerreißen?"

„Ich werde sie zähmen", versicherte Karum. „Oben, auf der Erde, hatte ich mit den schrecklichsten Raubtieren zu tun, und ich habe sie immer gezähmt!"

„Dann tu es!" willigte Bofaro ein. „Du wirst wahrscheinlich Helfer brauchen, nicht wahr?"

„Ja", sagte der Jäger, „aber außer den Menschenwerden mir auch die Drachen helfen."

Wieder staunte der König. Doch Karum sagte ruhig: „Seht, wir Menschen sind schwächer als die Sechsfüßer und die fliegenden Echsen. Aber wir besitzen Verstand, und den haben diese Tiere nicht. Ich werde die Sechsfüßer mit Hilfe der Drachen zähmen, und die Sechsfüßer werden mir helfen, die Drachen in Botmäßigkeit zu halten."

Karum machte sich an die Arbeit. Seine Jäger lasen Drachenjungen auf, die eben aus den Eiern geschlüpft waren. Unter der Obhut der Menschen wuchsen die Jungen zu gehorsamen Tieren heran, und mit ihrer Hilfe gelang es Karum, die ersten Sechsfüßer einzufangen. Es war nicht leicht, die wilden Tiere abzurichten, aber die Menschen schafften es. Als die Sechsfüßer viele Tage nichts zu fressen bekamen, begannen sie von den Menschen Nahrung anzunehmen, und dann ließen sie sich auch anschirren und vor den Pflug spannen. Anfangs gab es auch Unfälle, aber dann kam alles in die rechte Bahn. Zahme Drachen trugen die Menschen durch die Lüfte, und Sechsfüßer pflügten den Boden. Die Leute atmeten erleichtert auf, die Gewerbe erblühten. Weber webten Stoffe, Schneider nähten Kleider, Töpfer stellten Töpfe und Schüsseln her, Erzgräber hoben Erz aus den tiefen Gruben, Gießer erschmolzen daraus Metalle, und Schlosser und Dreher fertigten aus den Metallen Gegenstände, die das Volk brauchte. Die Erzgewinnung war sehr anstrengend, in den Gruben arbeiteten viele Menschen, und deshalb begann man dieses Gebiet das Land der unterirdischen Erzgräber zu nennen. Da die Ausgestoßenen auf sich selbst angewiesen waren, wurden sie erfinderisch. Allmählich vergaßen sie die obere Welt. Die Kinder, die in der Höhle geboren wurden, hatten das oberirdische Land niemals gesehen - sie kannten es nur aus den Geschichten, die ihnen ihre Mütter erzählten und die sich bald wie Märchen anhörten ...

Das Leben wurde nach und nach erträglicher. Unterdessen hatte sich aber der ehrgeizige Bofaro mit zahlreichen Hofleuten und Dienern umgeben, und den Unterhalt dieser Tagediebe mußte das Volk bestreiten. Obwohl die Bauern fleißig den Boden pflügten, säten und Getreide ernteten, die Gärtner Gemüse zogen und die Fischer Fische und Krabben im See fingen, hatten die Menschen doch bald nicht mehr genug zu essen. Deshalb mußten die Erzgräber einen Tauschhandel mit den oberirdischen Menschen beginnen.

Die Unterirdischen tauschten ihre Erzeugnisse - Kupfer und Bronze, eiserne Pflüge und Eggen, Glas und Edelsteine - gegen Getreide, Butter und Früchte der Oberirdischen. Allmählich entwickelte sich der Handel. Der Marktplatz, wo der Tausch getätigt wurde, lag am Ausgang des unterirdischen Reichs in das Blaue Land, dicht an dessen östlicher Grenze. Dieser Ausgang war einst auf Befehl König Aranjas durch ein mächtiges Tor versperrt worden. Nach Aranjas Tod wurde die Wache jedoch von dem Tor zurückgezogen, denn die unterirdischen Erzgräber unternahmen keinen Versuch, in die obere Welt zurückzukehren. Während der vielen Jahre ihres unterirdischen Lebens hatten sie die Sonne nicht mehr gesehen, und jetzt konnten die Erzgräber nur noch nachts zur Oberfläche aufsteigen, weil für ihre Augen das Sonnenlicht zu grell war. Jeder Markttag wurde durch das mitternächtliche Geläute der Glocke angekündigt, die über dem Tor hing. Am Morgen prüften und zählten die Kaufleute des Blauen Landes die Waren, die die unterirdischen Einwohner nachts hinterlassen hatten. Dann brachten Hunderte Menschen Schubkarren mit Säcken voller Mehl, Körbe mit Obst und Gemüse, Kisten mit Eiern, Butter und Käse zum Tor. In der folgenden Nacht wurde alles von den Bewohnern des unterirdischen Landes abgeholt.

 

König Bofaros Vermächtnis

Bofaro regierte viele Jahre im unterirdischen Lande. Er war mit zwei Söhnen hinabgestiegen, dann wurden ihm weitere fünf geboren. Da Bofaro alle seine Kinder gleich liebte, wußte er nicht, welches er zu seinem Nachfolger bestimmen sollte. Er dachte, wenn er einen Sohn zum Thronfolger auswählte, werde er dadurch die anderen sehr kränken. Siebzehnmal änderte Bofaro sein Vermächtnis, bis er, des Klatsches und der Intrigen seiner zukünftigen Erben müde, auf einen Gedanken kam, der ihm die Ruhe wiedergab. Er ernannte nämlich alle sieben Söhne zu seinen Erbfolgern. Sie sollten, so besagte das Vermächtnis, der Reihe abwechselnd je einen Monat regieren. Damit sie sich nicht stritten und nicht bekriegten, mußten sie dem Vater schwören, daß sie immer in Frieden leben und die Reihenfolge der Herrschaft genau einhalten würden. Der Eid fruchtete aber nichts. Gleich nach dem Tod Bofaros begannen die Brüder miteinander zu streiten, wer als erster die Herrschaft antreten solle.

„Wir müssen die Reihenfolge der Herrschaft nach unserem Wuchs bestimmen.

Ich bin der Größte, und darum werde ich als erster regieren", sagte Prinz Wagissa.

„Mit Verlaub", entgegnete der dicke Gramento, „wer mehr wiegt, hat mehr Verstand, also soll die Waage entscheiden, wer als erster zu regieren hat."

„Du hast viel Fett, aber keinen Verstand", schrie Prinz Tubago. „Mit den Geschäften des Königreichs wird der Stärkste am besten fertig. Ich nehme es mit dreien von euch auf. Tretet vor und laßt uns unsere Kräfte messen!"

brüllte er, seine riesigen Fäuste schwingend. Es kam zu einer Rauferei, bei  der einer der Brüder etliche Zähne verlor, während die anderen blauunterlaufene Augen und ausgerenkte Arme und Beine davontrugen ...

Als sich die Prinzen wieder ausgesöhnt hatten, wunderten sie sich, daß ihnen nicht schon früher die beste Lösung eingefallen war, nämlich die Reihenfolge nach dem Alter der Brüder festzulegen. Sie beschlossen, einen gemeinsamen Palast zu bauen, in dem ein jeder seinen Teil haben sollte.

Architekten und Maurer errichteten auf dem Stadtplatz ein riesiges Gebäude mit sieben Türmen und sieben getrennten Eingängen zu den Gemächern jedes Königs. Die ältesten Einwohner der Höhle hatten den Regenbogen, der am Himmel ihrer verlorenen Heimat strahlte, noch gut in Erinnerung.

Sie beschlossen, ihn auf den Wänden des Palastes für ihre Nachfahren zu erhalten, und strichen die sieben Türme in den sieben Farben des Regenbogens.

Kunstfertige Maler verliehen den Farben eine wunderbare Reinheit, und sie strahlten so schön wie die eines richtigen Regenbogens.

Jeder König machte die Farbe des Turmes, in dem er sich niederließ, zu seiner Leibfarbe. Im grünen Teil des Palastes zum Beispiel war alles grün: die Gemächer, das Festkleid des Königs, die Kleider der Hofleute, die Livreen der Diener, die Möbel. Im violetten Teil war alles violett ... Welche Farbe welchem König zufallen solle, wurde durch das Los entschieden.

In der unterirdischen Welt gab es keinen Wechsel von Tag und Nacht, deshalb wurde die Zeit mit Sanduhren gemessen. Die Könige beschlossen, daß besondere Würdenträger, Hüter der Zeit, auf den rechtzeitigen Wechsel der Regierung achten sollten. Das Vermächtnis König Bofaros hatte aber schlimme Folgen. Es fing damit an, daß jeder König die anderen feindseliger Absichten verdächtigte und sich eine eigene Wache zulegte, die auf Drachen ritt. Außerdem hielt jeder König Aufseher, die die Arbeit auf den Feldern und in den Fabriken überwachten. Für den Unterhalt der Soldaten, der Aufseher, der Hofleute und der Diener mußte das Volk aufkommen.

Ein anderes Übel war, daß das Land keine festen Gesetze hatte.

Kaum gewöhnten sich die Einwohner an die Forderungen des einen Königs, da war der Monat seiner Regierungszeit auch schon um, und ein anderer bestieg den Thron, der wiederum neue Forderungen an das Volk stellte.

Besonders viele Unannehmlichkeiten bereiteten den Bürgern die Grußvorschriften.

Der eine König verlangte, daß die Leute bei seinem Anblick auf die Knie fielen, der andere, daß sie die linke Hand mit gespreizten Fingern an die Nase legten und mit der rechten über dem Kopf winkten, vor dem dritten mußte man auf einem Bein hüpfen ...

Die Könige suchten einander darin zu überbieten, das Volk aber stöhnte unter ihren verrückten Einfällen. Jeder Landesbewohner besaß sieben Hüte in den sieben Farben des Regenbogens. Am Tage des Regierungswechsels mußte man den Hut in der Farbe des neuen Königs aufsetzen, dessen Soldaten streng auf die Befolgung dieser Vorschrift achteten. Nur in einem glichen sich die Könige: Sie dachten sich ständig neue Steuern aus. Die Untertanen arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts, um die unzähligen Launen ihrer Herrscher zu befriedigen. Jeder König gab aus Anlaß seiner Thronbesteigung ein üppiges Festmahl, zu dem die Hofleute aller sieben Könige in den Regenbogenpalast geladen wurden. Man feierte die Geburtstage der Könige, ihrer Gemahlinnen und Erbfolger, jede erfolgreiche Jagd, die Geburt eines jeden neuen Drachen in den königlichen Drachenzuchten und vieles andere ...

Fast jeden Tag grölten im Palast die Zecher, die den Wein der oberen Welt tranken und den Herrscher priesen, der gerade den Thron bestiegen hatte.

 

Ein unruhiger Tag

Man schrieb das Jahr 189 der unterirdischen Zeitrechnung, die mit dem Tag der Verbannung des rebellischen Prinzen Bofaro und seiner Anhänger begonnen hatte. Mehrere Geschlechter hatten sich unterdessen im unterirdischen Land abgelöst. Die Leute waren bereits an das Leben in der Höhle und das fahle Licht gewöhnt, das der Abenddämmerung auf der Erde glich.

Ihre Haut war blaß, ihre Körper waren schlanker geworden, und ihre großen Augen, die sich dem schwachen, aus den goldgelben Wolken kommenden Licht angepaßt hatten, konnten jetzt das Tageslicht der oberen Welt nicht mehr vertragen. Die Regierungszeit des Königs Pamelja II. näherte sich ihrem Ende, und Pampuro III. sollte ihn nun ablösen. Da dieser aber noch ein Säugling war, fiel seiner Mutter, der Königswitwe Stafida, die Regentschaft zu. Stafida war aber eine machtgierige Frau, die es nicht abwarten konnte, das Land zu regieren. Sie ließ ihren Hüter der Zeit Urgando, einen grauhaarigen, stämmigen Greis mit langem Bart, rufen und befahl ihm:

„Urgando, du sollst den Zeiger der Uhr auf dem Hauptturm um sechs Stunden vordrehen!"

„Zu Befehl, Eure Majestät!" erwiderte Urgando mit einer Verbeugung. „Ich weiß, die Untertanen warten schon mit Ungeduld auf Eure Thronbesteigung."

„Schon gut. Geh und schwatz nicht!" unterbrach ihn Stafida.

„Ich tu's ja nicht zum erstenmal!" lächelte verschmitzt Urgando.

Er tat, wie ihm geheißen. Aber der Hüter der Zeit König Pameljas, der junge Turrepo, hatte indessen von seinem Herrscher, der seine Regierungszeit verlängern wollte, den Befehl erhalten, den Zeiger um 12 Stunden zurückzudrehen. In der Stadt der sieben Könige und im ganzen Lande geriet alles durcheinander. Kaum hatten die Menschen die Augen geschlossen und sich dem ersten süßen Schlaf überlassen, da schlug die Palastglocke sechs - das Signal zum Auf stehen. Gähnend krochen die Leute aus den Federn und schickten sich an, zur Arbeit zu gehen.

„Hallo!" rief ein Schneider seinem Nachbarn, einem Schuster, zu. „Was ist passiert? Warum läutet es denn schon?"

„Wer kennt sich bei denen aus!" erwiderte dieser. „Die Könige wissen die Zeit wohl besser. Vergiß nicht, den grünen Hut aufzusetzen . . ."

„Gewiß, gewiß. Ich hab ja das vorige Mal genug Ärger gehabt, weil ich mit dem falschen Hut zum Bäcker ging. Vierundzwanzig Stunden mußte ich dafür auf der Wache absitzen . . .“

Die Leute, die auf den Palastplatz traten, hörten ein schreckliches Geschrei. Es kam von dem Turm mit der Uhr, auf dem sich Urgando und Turrepo rauften. Turrepo wollte Urgando hinabstoßen, um den Zeiger zurückzudrehen, aber der Alte, der stärker war, versetzte ihm einen Stoß, daß er die Treppe hinunterrollte. Turrepo blieb minutenlang reglos liegen, doch dann erhob er sich und stieg wieder den Turm hinauf. Abermals stieß ihn Urgando hinunter. Turrepo gab sich aber nicht geschlagen. Beim dritten Mal bekam er seinen Gegner zu fassen, und beide purzelten die Treppe hinab.

Dabei schlug Urgando mit dem Kopf gegen eine Stufe und verlor das Bewußtsein. Turrepo drehte den Zeiger zurück und gab das Signal zur Ruhe. Ausrufer rannten durch die Stadt und befahlen den Bürgern, schlafen zu gehen, während gelbe Soldaten auf Drachen in die Dörfer und Siedlungen flogen, um dem Volk zu verkünden, daß die Grünen es zu früh geweckt hätten. Die Leute nahmen sofort die grünen Hüte ab und setzten die gelben auf. Turrepo, der gesiegt hatte, ging schlafen, ohne sich um den bewusstlosen Urgando zu kümmern. Nach anderthalb Stunden kam Urgando wieder zu sich, stieg auf den Turm und schickte seine Boten aus, das Volk in Stadt und Land zu wecken. An diesem Tag standen die Einwohner der Höhle siebenmal auf und gingen siebenmal schlafen, bis sich der hartnäckige Turrepo schließlich geschlagen gab. Die Bürger, denen verkündet wurde, daß seine Majestät König Pampuro III. den Thron bestiegen habe, vertauschten also ihre gelben Hüte gegen die grünen. Das war der letzte Hutwechsel dieses Tages.

 

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