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Рассказ «Голубой карбункул» (Der blaue Karfunkel) на немецком языке

Детективный рассказ «Голубой карбункул» (Der blaue Karfunkel) на немецком языке, автор – Артур Конан Дойль. Книга «Голубой карбункул» (Der blaue Karfunkel) входит в самый известный сборник Артура Конан Дойля «Приключения Шерлока Холмса» (рассказы о лондонском детективе стали очень популярными среди читателей Великобритании и других стран, а позже были переведены на многие самые распространённые языки мира).

Остальные рассказы и повести, которые написал британский писатель Артур Конан Дойль, а также различные литературные произведения других известных писателей вы найдёте в разделе «Книги на немецком» (для детей создан раздел «Сказки на немецком»).

Для тех, кто самостоятельно изучает немецкий по фильмам, создан раздел «Фильмы на немецком языке», а детей заинтересует раздел «Мультфильмы на немецком».

Для тех, кто хочет учить немецкий язык не только самостоятельно, но и с преподавателем, есть информация на странице «Немецкий по скайпу».

 

Теперь возвращаемся к чтению рассказа «Голубой карбункул» (Der blaue Karfunkel) на немецком языке, автор книги – Артур Конан Дойль.

 

Der blaue Karfunkel

 

Am Morgen des zweiten Tages, nach Weihnachten suchte ich meinen Freund Sherlock Holmes auf, um ihm die Festtagswünsche zu überbringen. Er rekelte sich in einem roten Morgenmantel faul auf dem Sofa, in Reichweite zur Rechten den Pfeifenständer und nahebei einen Stapel offensichtlich gerade gelesener, zerknitterter Morgenzeitungen. Neben dem Sofa stand ein hölzerner Stuhl, an dessen Lehne ein äußerst schäbiger, unansehnlicher Filzhut hing, der viel zu schlecht war, um noch getragen zu werden und verschiedene Risse aufwies. Auf dem Stuhlsitz lagen eine Lupe und eine Zange, und so wurde mir klar, daß der Hut zu Untersuchungszwecken dort hing.

"Sie sind beschäftigt", sagte ich, "vielleicht störe ich."

"Nicht im geringsten. Ich bin froh, jemanden zu haben, mit dem ich meine Resultate durchsprechen kann. Die Angelegenheit ist völlig unerheblich", - er wies mit dem Daumen, auf den alten Hut -, "aber es gibt einige Punkte, die des Interesses nicht entbehren, sogar lehrreich sind."

Ich setzte mich in einen Lehnsessel und wärmte mir die Hände am prasselnden Feuer, denn es hatte ein scharfer Frost eingesetzt und die Fenster waren mit dicken Eiskristallen bedeckt. "Ich nehme an", bemerkte ich, "dieses Ding da, so häßlich es aussieht, steht mit einer schrecklichen Geschichte in Verbindung - ist vielleicht der Schlüssel zu einem Geheimnis und zur Strafe für ein Verbrechen."

"Nein, nein. Kein Verbrechen", sagte Sherlock Holmes lachend. "Lediglich einer jener absonderlichen kleinen Vorfälle, die geschehen, wo sich vier Millionen menschliche Wesen auf ein paar Quadratmeilen drängen. Inmitten der Aktionen und der Reaktionen eines so dichten Schwarms menschlicher Natur darf man das Auftreten jeder Kombination von Ereignissen erwarten und manches kleine Problem ergibt sich, das überraschend oder wunderlich anmuten mag, aber nicht gleich ein Verbrechen sein muß. Wir haben auf dem Gebiet doch schon Erfahrungen gemacht."

"So viele", bemerkte ich, "daß von den letzten sechs Fällen, die ich meinen Aufzeichnungen hinzufügte, drei überhaupt nichts mit Verstößen gegen das Gesetz zu tun hatten."

"Genau. Sie spielen an auf meinen Versuch, die Fotografie der Irene Adler zu entdecken, auf den einmaligen Fall der Miss Mary Sutherland und auf das Abenteuer des Mannes mit dem schiefen Mund. Und diese unbedeutende Angelegenheit wird wohl derselben harmlosen Kategorie zuzurechnen sein. Kennen Sie Peterson, den Kommissar?" "Ja."

"Ihm gehört die Trophäe."

"Es ist sein Hut?"

"Nein, nein, er hat ihn gefunden. Der Eigentümer ist unbekannt. Ich bitte doch, das Ding nicht als eine ramponierte Kopfbedeckung anzusehen, sondern als ein intellektuelles Problem. Zuerst einmal, wie kam es her. Es traf am Weihnachtsmorgen ein, in Gesellschaft einer festen Gans, die in diesem Augenblick zweifellos auf Petersons Herd schmort. Das sind die Tatsachen. Peterson, eine ehrliche Haut, wie Sie wissen, kam gegen vier Uhr von einem kleinen Vergnügen und ging über die Tottenham Court Road heimwärts. Da sah er vor sich im Licht einer Gaslaterne einen ziemlich großen Mann, der leicht schwankte und über der Schulter eine weiße Gans trug. An der Ecke Goodge Street geriet der Fremde in ein Handgemenge mit einigen Raufbolden. Einer schlug dem Mann den Hut vom Kopf, woraufhin der seinen Stock erhob, um sich zu verteidigen, ihn über seinem Kopf schwang und dabei eine Schaufensterscheibe hinter sich zertrümmerte. Peterson lief los, um den Fremden gegen seine Angreifer zu verteidigen, aber der Mann, erschrocken wegen der zerbrochenen Scheibe, ließ die Gans fallen und nahm, als er sah, daß eine amtlich wirkende Person in Uniform auf ihn zustürzte, die Beine in die Hand und verschwand in dem Labyrinth kleiner Straßen neben der Tottenham Court Road. Die Raufbolde flohen beim Auftauchen Petersons gleichfalls, so daß das Schlachtfeld nur ihm gehörte und auch die Siegesbeute in Gestalt dieses schäbigen Hutes und einer höchst unschuldigen Weihnachtsgans."

"Die er sicherlich ihrem Eigentümer zurückgegeben hat."

"Mein lieber Junge, gerade da liegt das Problem. Zwar stand auf einer Karte, die am linken Bein des Vogels befestigt war ›Für Mrs. Henry Bakers‹ und auch im Futter des Huts waren die Initialen H. B. zu lesen, aber da es einige tausend Bakers und einige hundert Henry Bakers in unserer Stadt gibt, wird es nicht leichtfallen, auch nur einem von ihnen verlorenes Eigentum zurückzugeben."

"Was hat Peterson dann getan?"

"Er hat Hut und Gans am Weihnachtsmorgen zu mir gebracht, weil er weiß, daß mich auch die kleinsten Probleme interessieren. Die Gans nahmen wir bis heute morgen in Verwahr, aber da machten sich trotz des Frosts Anzeichen dafür bemerkbar, daß es gut wäre, sie ohne weitere Verzögerung zu verspeisen. Der Finder hat also die Gans mitgenommen, um sie ihrer letzten Bestimmung zuzuführen, während ich noch immer den Hut des Herrn hier habe, der um sein Weihnachtsmahl gekommen ist."

"Hat er nicht annonciert?"

"Nein."

"Wie wollen Sie ihn denn sonst identifizieren?"

"Nur durch Schlußfolgerungen."

"Aus diesem Hut?"

"Genau."

"Sie scherzen. Was können Sie schon aus dem alten, schäbigen Filz schließen?"

"Hier, nehmen Sie meine Lupe. Sie kennen meine Methoden. Was können Sie von der Persönlichkeit des Mannes sagen, der diesen Gegenstand getragen hat?"

Ich nahm das zerlumpte Ding in die Hand und drehte es ziemlich mitleidig um. Es war ein ganz gewöhnlicher schwarzer Hut von der üblichen runden Fasson, steif und viel zu schlecht, um noch getragen zu werden. Das Futter hatte einmal aus roter Seide bestanden, die sich nun aber ziemlich verfärbt darbot. Einen Herstellernamen gab es nicht, jedoch waren, wie Holmes bemerkt hatte, auf einer Seite die Initialen H. B. hingekritzelt. Die Krempe war für eine Hutsicherung durchstochen, aber das Gummiband fehlte. Sonst hatte er Risse, war äußerst verstaubt und fleckig, obwohl anscheinend der Versuch unternommen worden war, die fleckigen Stellen mit Tinte zu verdecken. "Ich kann nichts sehen", sagte ich, indem ich den Hut meinem Freund zurückgab.

"Im Gegenteil, Watson, Sie sehen alles. Doch Sie versagen, wenn es darum geht, das, was Sie sehen zu durchdenken. Sie sind zu ängstlich, Schlüsse zu ziehen."

"Dann, bitte sagen Sie mir, was Sie schlußfolgern können."

Er hielt den Hut hoch und starrte ihn in der beschaulichen Art an, die ihm eigen war.

"Vielleicht ist er nicht mehr so gedankenanregend wie früher einmal", bemerkte er, "und doch finde ich einige offensichtliche Schlüsse und ein paar andere, die zumindest große Wahrscheinlichkeit besitzen. Daß der Mann sehr intellektuell ist, liegt auf der Hand, ebenfalls, daß er in den letzten drei Jahren recht wohlhabend war, obwohl er nun schlechte Zeiten durchmacht. Er ist vorsichtig, wenn auch jetzt weniger als früher, was auf moralisches Abrutschen deutet, das, zusammengenommen mit dem Dahinschmelzen seines Vermögens auf schlechten Einfluß, wahrscheinlich durch Trinken, hinzuweisen scheint. Hierin wird auch der Grund liegen, weshalb seine Frau aufgehört hat, ihn zu lieben."

"Mein lieber Holmes!"

"Dennoch hat er sich eine bestimmte Selbstachtung erhalten", fuhr er fort, meinen Einwurf überhaupt nicht beachtend. "Der Mann sitzt meistens, geht selten fort, ist total aus der Übung, befindet sich in mittlerem Alter, hat graues Haar, das in den letzten Tagen geschnitten wurde und das er mit Zitronencreme salbt. Dies sind die offenkundigeren Tatsachen, die von dem Hut abgeleitet werden können. Überdies ist es äußerst wahrscheinlich, daß er in seinem Haus keinen Gasanschluß hat."

"Nun scherzen Sie wirklich, Holmes."

"Nicht im geringsten. Möglicherweise erkennen Sie auch jetzt noch nicht, da ich Ihnen die Ergebnisse mitgeteilt habe, wie ich an sie gekommen bin."

"Zweifellos bin ich sehr dumm, aber ich muß gestehen, ich kann Ihnen nicht folgen. Woraus leiten Sie zum Beispiel ab, daß der Mann intellektuell ist?"

Statt einer Antwort stülpte sich Holmes den Hut auf den Kopf. Er reichte über die Stirn und saß ihm auf dem Nasenrücken auf.

"Das ist eine Frage des Rauminhalts", sagte er, "ein Mann mit einem so großen Hirn muß auch etwas drin haben."

"Und was ist mit dem Schwinden des Vermögens?"

"Dieser Hut ist drei Jahre alt. Diese flachen, am Rand gerollten Krempen kamen damals auf. Es ist ein Hut bester Qualität. Sehen Sie sich das Band aus gerippter Seide und das hervorragende Futter an. Wenn sich der Mann vor drei Jahren einen so teuren Hut kaufen konnte und sich seitdem keinen neuen angeschafft hat, dann ist es mit ihm sicherlich bergab gegangen."

"Gut, das leuchtet mir ein. Aber wie steht es um die Vorsicht und das moralische Abrutschen?"

Sherlock Holmes lachte.

"Hier haben Sie die Vorsicht", sagte er und legte den Finger auf den Knopf und die Öse für die Hutsicherung. "Hüte sind nicht von vornherein damit ausgestattet. Wenn der Mann sich so etwas hat anbringen lassen, deutet das auf einen gewissen Grad von Vorsicht; inzwischen ist er von seiner Art, Vorsorge gegen den Wind zu treffen, abgegangen. Das Gummiband, das riß, aber nicht ersetzt wurde, sagt uns, daß er jetzt weniger Vorsicht als früher walten läßt, was einen klaren Beweis für eine Schwächung seines Wesens darstellt. Andererseits war er bemüht, einige Flecken im Filz durch Tinte zu verbergen, was darauf hinweist, daß er seine Selbstachtung noch nicht ganz verloren hat."

"Ihre Beweisführung leuchtet ein."

"Die weiteren Besonderheiten - daß er mittleren Alters ist, daß er ergrautes Haar hat, welches er kürzlich schneiden ließ, und daß er Zitronencreme benutzt - dies ergibt sich aus einer aufmerksamen Untersuchung des Futters. Die Lupe enthüllte eine große Anzahl Haarspitzen, die alle sauber von der Schere eines Friseurs beschnitten sind. Sie scheinen klebrig zu sein und dann gibt es auch einen unverkennbaren Duft nach Zitronencreme. Dieser Staub, werden Sie finden, ist nicht der sandige graue Staub der Straßen, vielmehr der flockige braune des Hauses, und das verrät: Der Hut hat die meiste Zeit am Haken gehangen. Die Schweißflecken im Futter beweisen eindeutig, daß der Mann leicht schwitzt und also kaum in bester körperlicher Verfassung sein dürfte." "Aber was ist mit seiner Frau - Sie sagten, sie habe aufgehört, ihn zu lieben?"

"Der Hut ist seit Wochen nicht abgebürstet. Wenn ich Sie sehen sollte, wie Sie mit dem Staub einer Woche auf Ihrem, Hut herumlaufen, wenn Ihre Frau Ihnen gestattet, in solchem Zustand auszugehen, darin würde ich befürchten müssen, Sie wären ebenso unglücklich, die Zuneigung Ihrer Frau verloren zu haben."

"Aber kann er nicht Junggeselle sein?"

"Nein, er wollte die Gans als Friedensangebot nach Hause tragen. Denken Sie an die Karte am Bein des Vogels."

"Sie finden auf alles eine Antwort. Aber woraus, um Himmels willen, schließen Sie, daß er in seinem Haus keinen Gasanschluß hat?"

"Ein Talgspritzer, vielleicht auch zwei mögen sich zufällig finden, doch wenn ich nicht weniger als fünf zähle, gibt es für mich nur noch geringe Zweifel daran, daß der Mensch häufige Berührung mit Talglichten haben muß - wenn er nachts die Treppe hinaufgeht, wahrscheinlich den Hut in der einen Hand, eine tropfende Kerze in der anderen. Jedenfalls verursacht Gaslicht keine Talgflecke. Sind Sie befriedigt?"

"Das ist alles sehr geistreich", sagte ich lachend. "Aber - da, wie Sie selbst sagten, kein Verbrechen begangen und kein Schaden angerichtet wurde, außer daß jemand eine Gans verlor, scheint mir alles eine ziemliche Kraftvergeudung zu sein."

Sherlock Holmes hatte den Mund zu einer Antwort geöffnet, als die Tür aufgestoßen wurde und Peterson, der Kommissar, ins Zimmer stürzte, hochrot und mit einem Gesicht, als sei er vor Verwunderung betäubt.

"Die Gans, Mr. Holmes! Die Gans, Sir!" stieß er hervor. "Ja, was ist mit ihr? Ist sie ins Leben zurückgekehrt und durchs Küchenfenster davongeflogen?", Holmes brachte sich auf dem Sofa in die rechte Lage, um das aufgeregte Gesicht des Mannes besser betrachten zu können. "Sehen Sie doch, Sir! Sehen Sie, was meine Frau im Kropf der Gans gefunden hat!"

Er streckte die Hand flach aus und hielt uns einen blitzenden blauen Stein entgegen, etwas kleiner als eine Bohne, aber von solcher Reinheit und solchem Glanz, daß er in der dunklen Mulde der Hand wie ein elektrischer Funke sprühte. Holmes erhob sich mit einem Pfiff in sitzende Stellung.

"Beim Zeus, Peterson", sagte er, "das ist wirklich ein Schatzfund! Ich nehme an, Sie wissen, was Sie da haben?"

"Einen Diamanten, Sir! Einen wertvollen Stein! Er hat Glas geschnitten wie Kitt."

"Das ist mehr als ein wertvoller Stein. Es ist der wertvolle Stein."

"Doch nicht der blaue Karfunkel der Countess of Morcar?" stieß ich hervor. "Genau der. Ich kenne seine Größe und seine Form, da ich doch in den letzten Tagen immer wieder die Suchanzeige in der ›Times‹ gelesen habe. Er ist absolut einmalig, sein Wert läßt sich nur schätzen und die Belohnung von eintausend Pfund macht bestimmt nur den zwanzigsten Teil des Marktpreises aus." "Eintausend Pfund! Heiliger Strohsack!" Der Kommissar ließ sich in einen Sessel plumpsen und starrte uns abwechselnd an.

"Das ist die Belohnung, aber ich habe Grund zu der Annahme, daß sentimentale Erwägungen der Countess dazu bewegen könnten, sich von der Hälfte ihres Vermögens zu trennen, wenn sie nur das Kleinod wiederbekommt."

"Wenn ich mich recht erinnere, ging es im Hotel ›Cosmopolitan‹ verloren", bemerkte ich. "Genau, am 22. Dezember, vor fünf Tagen. John Homer, ein Klempner, wurde beschuldigt, es aus der Schmuckkassette der Dame entwendet zu haben. Der Verdacht gegen ihn war so stark, daß der Fall ans Schwurgericht verwiesen worden ist. Ich glaube, hier habe ich einen Bericht über die Angelegenheit."

Er wühlte in den Zeitungen, überflog die Erscheinungsdaten, zog schließlich eine heraus, schlug sie auf und las den folgenden Artikel vor: "Juwelenraub im Hotel ›Cosmopolitan‹. John Horner, 26, Klempner, wurde angeklagt, am 22. d, M. aus der Schmuckschatulle der Countess of Morcar einen wertvollen Diamanten entwendet zu haben, bekannt unter der Bezeichnung "der blaue Karfunkel".

James Ryder, der Hotelverwalter, gab zu Protokoll, daß er Homer am Tag des Diebstahls in das Ankleidezimmer der Countess of Morcar geschickt habe, damit er die zweite Stange am Kamingitter, die sich gelöst hatte, löten sollte. Eine kurze Zeit blieb er bei Horner, wurde aber dann abberufen. Als er wiederkam, entdeckte er, daß Horner verschwunden und der Sekretär aufgebrochen war und daß das kleine Kästchen aus Saffianleder, in dem, wie sich später herausstellte, die Countess ihren Schmuck aufzubewahren pflegte, leer auf dem Toilettentisch lag. Ryder schlug sofort Alarm, und Horner wurde noch am selben Abend verhaftet, aber der Stein konnte nicht gefunden werden, weder bei einer Leibesvisitation noch in seiner Wohnung. Catherine Cusack, die Zofe der Countess, erklärte, Ryders bestürzten Ausruf bei der Entdeckung des Diebstahls gehört zu haben und in das Zimmer gestürzt zu sein, wo sie alles so vorfand, wie der Zeuge es beschrieben hat. Inspektor Bradstreet von der Abteilung B von Scotland Yard sagte über die Verhaftung, Horner habe sich wild gewehrt und seine Unschuld auf das bestimmteste beteuert. Da der Gefangene früher schon einmal wegen Diebstahls verurteilt worden ist, lehnte der Polizeirichter ein summarisches Verfahren ab und verwies den Fall ans Schwurgericht. Horner, der während der Verhandlung starke emotionale Beteiligung gezeigt hatte, wurde über dem Beschluß ohnmächtig und mußte aus dem Gerichtssaal getragen werden."

"Hm! Soviel also zu der Verhandlung vor dem Polizeigericht", sagte Holmes nachdenklich und warf die Zeitung beiseite. "Für uns steht die Frage, die Abfolge der Ereignisse zu klären, an deren einem Ende eine ausgeraubte Schmuckschatulle und an deren anderem Ende der Kropf einer Gans in der Tottenham Court Road steht. Sie sehen, Watson, unsere netten kleinen Deduktionen erscheinen plötzlich unter einem viel wichtigeren und weniger harmlosen Gesichtspunkt. Hier ist der Stein, der Stein kommt aus einer Gans und die Gans kommt von Mr. Henry Baker, dem Gentleman, mit dessen schäbigem Hut und persönlichen Eigenheiten ich Sie gelangweilt habe. Also müssen wir uns ganz ernsthaft daranmachen, diesen Gentleman zu finden und uns zu vergewissern, welche Rolle er in dem kleinen Geheimnis spielt. Zuerst gilt es, die einfachsten Mittel anzuwenden und das Einfachste besteht zweifellos darin, eine Annonce in alle Abendzeitungen setzen zu lassen. Nützt das nichts, werde ich zu anderen Methoden greifen."

"Wie wollen Sie die Anzeige formulieren?"

"Geben Sie mir einen Bleistift und ein Stück Papier. Nun, denn: ›Gefunden an der Ecke Goodge Street eine Gans und ein schwarzer Filzhut. Rückgabe an Mr. Henry Baker bei Erscheinen in der Baker Street 221B um sechs Uhr dreißig heute abend‹ Das ist klar und kurz."

"Sehr gut. Aber wird er es lesen?"

"Nun, er wird die Zeitungsmeldungen verfolgen, da es sich für einen armen Mann um einen schweren Verlust handelt. Durch das Mißgeschick mit dem zerbrochenen Fenster war er, als Peterson nahte, so verängstigt, daß er an nichts als Flucht dachte. Inzwischen aber muß er bitter bereut haben, dem Antrieb gefolgt zu sein, der ihn den Vogel kostete. Dann wird auch die Erwähnung seines Namens beitragen, daß die Anzeige ihm auffällt, denn jeder, der ihn kennt, wird ihn aufmerksam machen. Hier, Peterson, laufen Sie zur Annoncen- Agentur und lassen Sie es in die Abendzeitungen setzen."

"In welche, Sir?"

"In den ›Globe‹, den ›Star‹, die ›Pall Mall‹, die ›St. James Gazette‹, die ›Evening News‹, den ›Standard‹, das ›Echo‹ und alle, die Ihnen noch einfallen."

"In Ordnung, Sir. Und was wird mit dem Stein?"

"O ja, ich behalte ihn hier. Danke. Und noch etwas, Peterson: Kaufen Sie auf dem Rückweg eine Gans und liefern Sie sie hier ab, schließlich müssen wir eine für den Gentleman haben statt der, die Ihre Familie gerade verzehrt."

Als der Kommissar gegangen war, hielt Holmes den Stein gegen das Licht.

"Ein schönes Stück", sagte er. "Sehen Sie nur, wie er glänzt und sprüht. Natürlich ist er die Keimzelle und der Brennpunkt von Verbrechen. Jeder gute Stein ist das. Sie sind des Teufels liebste Köder. Jede Facette der größeren alten Juwelen könnte für eine Bluttat stehen. Dieser Stein ist noch nicht zwanzig Jahre alt. Er wurde am Ufer des Amoy in China gefunden und trägt alle Merkmale eines Karfunkels, nur daß er nicht rubinrot ist, sondern nach Blau schattiert. Trotz seiner Jugend hat er bereits eine finstere Geschichte. Zwei Morde, ein Anschlag mit Vitriol, ein Selbstmord und verschiedene Diebstähle sind wegen dieser fünfundvierzig Karat kristallisierten Kohlenstoffs begangen worden. Wer glaubt schon, daß ein so nettes Spielzeug ein Lieferant für die Galgen und das Gefängnis sein könnte? Ich werde ihn in meine Kassette einschließen und der Countess mitteilen, daß wir ihn haben." "Denken Sie, daß dieser Horner unschuldig ist?"

"Das weiß ich nicht."

"Nun gut, vermuten Sie denn, daß der andere, Henry Baker, etwas mit der Sache zu tun hat?"

"Ich glaube, wir müssen eher annehmen, daß Henry Baker absolut unschuldig ist und keine Vorstellung davon besitzt, daß der Vogel, den er mit sich herumschleppte, erheblich wertvoller war, als wenn er aus purem Gold bestanden hätte. Das jedenfalls werde ich durch einen sehr einfachen Test feststellen, wenn wir Antwort auf unsere Annonce bekommen haben." "Und bis dahin können Sie nichts unternehmen?"

"Nichts."

"In dem Falle werde ich jetzt meine Patientenbesuche fortsetzen. Aber am Abend, zur angegebenen Zeit, komme ich wieder, denn ich möchte doch die Lösung einer so verwickelten Geschichte erleben."

"Ich freue mich sehr darauf, Sie zu sehen. Ich speise um sieben. Es gibt, glaube ich, Waldschnepfe. Übrigens: In Anbetracht der letzten Ereignisse sollte ich Mrs. Hudson überreden, deren Kropf untersuchen zu lassen."

Ich wurde bei einer Visite aufgehalten, und es war kurz nach halb sieben, als ich wieder in der Baker Street eintraf. Als ich mich dem Haus näherte, sah ich einen großen Mann mit schottischem Barett, sein Rock war bis ans Kinn zugeknöpft, im hellen Halbkreis warten, der durch das Oberlicht der Tür fiel. In dem Augenblick, da ich ankam, ging die Tür auf und wir zwei wurden nach oben in Holmes' Zimmer gewiesen".

"Ich nehme an, Mr. Henry Baker", sagte mein Freund, erhob sich aus dem Lehnsessel und begrüßte den Besucher in der heiteren Art, in die er so geschwind verfallen konnte. "Bitte, rücken Sie den Sessel ans Feuer, Mr. Baker. Der Abend ist kalt und ich sehe, daß Ihr Kreislauf sich, eher auf den Sommer als auf den Winter einstellen kann. Ah, Watson, Sie sind gerade zur rechten Zeit gekommen. Ist das Ihr Hut, Mr. Baker?"

"Ja, Sir, das ist ohne jeden Zweifel mein Hut."

Er war ein großer Mann mit rundem Rücken, massivem Kopf und breitem, intelligentem Gesicht, das in einen braunen, graumelierten Spitzbart auslief. Ein Anflug von Rot auf Nase und Wangen und das leichte Zittern der ausgestreckten Hand erinnerten mich an Holmes' Vermutungen über seine körperliche Verfassung. Seinen verschossenen schwarzen Gehrock hatte er bis obenhin zugeknöpft und den Kragen hochgestellt, aus den Ärmeln schauten seine schmächtigen Handgelenke hervor, ohne daß der Schimmer von einer Manschette oder einem Hemd zu sehen war. Er sprach leise und abgehackt, die Worte sorgsam wählend und machte allgemein den Eindruck eines gelehrten und belesenen Mannes, der vom Glück schlecht behandelt worden ist.

"Wir haben diese Dinge einige Tage lang aufbewahrt", sagte Holmes, "weil wir erwarteten, daß Sie eine Zeitungsanzeige mit Ihrer Adresse aufgeben würden. Ich weiß nun nicht, was ich von Ihnen denken soll, da Sie nicht annonciert haben."

Unser Besucher gab ein recht kleinlautes Lachen von sich.

"Die Shillinge sind bei mir nicht mehr so zahlreich wie einst", bemerkte er. "Ich zweifelte nicht daran, daß die Bande Raufbolde, die mich angriff, meinen Hut und den Vogel mitgenommen hätte. Ich wollte nicht Geld für einen hoffnungslosen Versuch ausgeben, die verlorenen Dinge wieder in Besitz zu bekommen."

"Ganz natürlich. Übrigens, der Vogel - wir waren gezwungen, ihn aufzuessen."

"Ihn aufzuessen!."

Unser Besucher erhob sich vor Erregung halb aus dem Sessel.

"Ja. Er wäre für keinen von Nutzen gewesen, wenn wir es nicht getan hätten. Aber ich nehme an, daß die Gans da auf der Anrichte, die ungefähr genausoviel wiegt und ganz frisch ist, Ihre Ansprüche gleichermaßen zufriedenstellt."

"O gewiß, gewiß!" antwortete Mr. Baker und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. "Wir haben selbstverständlich die Federn, die Füße, den Kropf und so weiter von Ihrem Vogel aufbewahrt. Wenn Sie wünschen.. ."

Der Mann brach in herzhaftes Lachen aus.

"Das könnte mir als Andenken an mein Abenteuer dienen", sagte er, "sonst sehe ich keinen Verwendungszweck für die disjecta membra meiner dahingegangenen Bekannten. Nein, Sir, ich glaube, ich werde, mit Ihrer Erlaubnis, meine Aufmerksamkeit auf den ausgezeichneten Vogel beschränken, den ich dort auf der Anrichte sehe."

Sherlock Holmes blickte mich scharf an und zuckte leicht die Schultern.

"Hier, bitte, ist Ihr Hut, und dort Ihr Vogel", sagte er, "Übrigens, wäre es Ihnen lästig, mir zu erzählen, woher Sie Ihre Gans hatten? Ich bin ein Geflügelliebhaber und mir ist selten eine besser gewachsene Gans unter die Augen gekommen."

"Aber gewiß", sagte Baker; er war aufgestanden und hielt seine Gans unterm Arm. "Von uns besuchen immer einige das ›Alpha Inn‹ in der Nähe des Museums - tagsüber sind wir im Museum selbst zu finden, verstehen Sie? In diesem Jähr hat unser netter Wirt, Windigate mit Namen, einen Gänse-Club gegründet, durch den wir zu Weihnachten zu einem Vogel kommen sollten, wenn wir wöchentlich ein paar Pence einzahlten. Ich entrichtete meinen Betrag regelmäßig, das übrige kennen Sie. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Sir, denn ein schottisches Barett paßt weder zu meinem Alter noch zu meiner Würde."

Mit komischer Feierlichkeit verbeugte er sich vor uns und ging seines Weges.

"Das also war Henry Baker", sagte Holmes, nachdem er die Tür hinter ihm geschlossen hatte. "Es ist ganz sicher, daß er von der Sache überhaupt nichts weiß. Sind Sie hungrig, Watson?"

"Nicht, besonders."

"Dann schlage ich vor, daß wir aus unserem Dinner ein Supper machen und der Spur folgen, solange sie warm ist." "Auf alle Fälle."

Es war ein bitterkalter Abend und so zogen wir unsere Ulster an und banden Schals um. Die Sterne schienen kalt von einem wolkenlosen Himmel und der Atem der Passanten dampfte wie Rauch aus abgefeuerten Pistolen. Unsere Schritte hallten deutlich und laut, als wir durch das Ärzteviertel, die Wimpole Street, die Harley Street und dann durch die Wigmore Street in die Oxford Street gingen. Nach einer Viertelstunde hatten wir Bloomsbury erreicht und standen vorm ›Alpha Inn‹, einer Gastwirtschaft an der Ecke einer der Straßen in Richtung Holborn. Holmes stieß die Tür zur Bar auf und bestellte bei einem rotgesichtigen Wirt mit weißer Schürze zwei Glas Bier.

"Ihr Bier muß hervorragend sein, wenn es so gut wie Ihre Gänse ist", sagte Holmes.

"Meine Gänse?" Der Mann schien überrascht. "Ja. Vor einer halben Stunde habe ich mit Mr. Henry Baker gesprochen, einem Mitglied Ihres Gänse-Clubs."

"Ach so! Ich verstehe. Aber, sehen Sie, Sir, das waren nicht meine Gänse."

"Wirklich? Wessen dann?"

"Nun, ich habe die zwei Dutzend bei einem Händler in Covent Garden gekauft."

"Wirklich! Ich kenne da einige Händler. Welcher war es?" "Breckinridge heißt er."

"Ah! Den Mann kenne ich nicht. Nun denn, auf Ihr Wohl, Herr Wirt und daß Ihr Geschäft florieren möge. - Gute Nacht."

"Jetzt zu Mr. Breckinridge", fuhr Holmes fort, indem er sich den Mantel zuknöpfte. Wir traten hinaus in die frostige Luft. "Denken Sie nur, Watson, obgleich an dem einen Ende der Kette etwas so Einfaches wie eine Gans steht, haben wir am anderen Ende doch einen Mann, der sicherlich sieben Jahre Gefängnis bekommen wird, es sei denn, wir können seine Unschuld beweisen. Möglicherweise werden unsere Nachfragen auch seine Schuld untermauern. Auf jeden Fall schlagen wir aber mit unserer Untersuchung einen Weg ein, den die Polizei versäumte und den eine einmalige Chance uns in die Hände gespielt hat. Folgen wir ihm bis zum bitteren Ende. Nach Süden also und im Geschwindschritt."

Wir durchquerten Holborn, gingen die Endell Street hinunter und hatten schließlich auch das Gewirr der Slums vor dem Covent Garden Market hinter uns gelassen. Einer der größten Verkaufsstände trug den Namen ›Breckinridge‹. Der Besitzer, der wie ein Jockey aussah, ein hageres Gesicht hatte und einen Backenbart trug, half einem Jungen, die Läden vorzuhängen. "Guten Abend, kalt heute", sagte Holmes. Der Händler nickte und warf einen fragenden Blick auf meinen Gefährten. "Die Gänse sind wohl ausverkauft", fuhr Holmes fort und deutete auf die leere Marmortheke.

"Morgen früh können Sie fünfhundert haben."

"Sehr schade."

"Da drüben, an dem Stand mit der Gasbeleuchtung, gibt es noch welche."

"Ja, aber man hat mir Sie empfohlen."

"Wer?"

"Der Wirt vom ›Alpha‹."

"Ah, ja. Ich habe ihm ein paar Dutzend geliefert."

"Prächtige Vögel waren das. Wo haben Sie die bezogen?"

Zu meiner Überraschung rief die Frage bei dem Händler einen Ausbruch von Ärger hervor.

"Nun ist's gut, Mister.", sagte er mit erhobenem Kopf, die Arme in die Seiten gestemmt. "Worauf wollen Sie 'raus? Reden wir offen."

"Ich rede offen genug. Ich möchte wissen, wer Ihnen die Gänse geliefert hat, die Sie an das ›Alpha‹ verkauften."

"Na gut: Das werde ich Ihnen nicht sagen. Und was jetzt?"

"Ach, die Sache ist nicht so wichtig. Aber ich weiß nicht, warum Sie sich wegen so einer Kleinigkeit derart erhitzen." "Erhitzen! Ihnen würde vielleicht genauso heiß werden, wenn man Sie so löcherte, wie ich gelöchert werde. Wenn ich gutes Geld für gute Ware bezahlt habe, dann sollte das Geschäft ausgestanden sein. Aber nein, es geht weiter: ›Wo sind die Gänse?‹, und: ›Woher haben Sie die bezogen?‹, und: ›Was nehmen Sie für die Gänse?‹ Man sollte meinen, das wären die einzigen Gänse von der Welt, wenn man den Lärm hört, der um sie gemacht wird."

"Nun, ich stehe nicht mit irgendwelchen anderen Leuten in Verbindung, die Sie befragt haben", sagte Holmes unbekümmert. "Wenn Sie es uns nicht sagen, dann ist die Wette geplatzt, sonst nichts. Aber ich bin immer bereit, meine Meinung zu vertreten, wenn es um Geflügel geht und ich habe fünf Pfund darauf gesetzt, daß der Vogel, den ich gegessen habe, aus einer ländlichen Zucht stammt."

"Gut, dann haben Sie also fünf Pfund verloren, denn die Gänse kamen aus einer städtischen Zucht", sagte der Händler barsch. "Das kann nicht sein."

"Wenn ich es Ihnen sage."

"Ich glaube Ihnen nicht."

"Denken Sie, Sie wissen mehr über Geflügel als ich, der ich mich mit dem Viehzeug abgebe, seit ich Gehilfe war? Ich sage Ihnen: Alle die Vögel, die ich ans ›Alpha‹ geliefert habe, stammen aus einer städtischen Zucht."

"Das können Sie mir nie einreden."

"Wollen wir wetten?"

"Ich würde Ihnen doch nur Ihr Geld abnehmen, denn ich weiß, daß ich recht habe. Aber ich setze einen Sovereign gegen Sie, nur um Ihnen beizubringen, daß man nicht eigensinnig sein soll."

Der Händler lachte grimmig.

"Bring mir die Bücher, Bill", sagte er. Der Junge brachte einen kleinen, dünnen und einen großen, fettverschmierten Band und legte sie nebeneinander unter die Hängelampe. "Nun denn, Mister Alleswisser", sagte der Händler, "ich dachte, ich war alle Gänse los, aber vor Ladenschluß kommen Sie und sagen mir, es ist noch nicht alles erledigt. Also, sehen Sie dieses kleine Buch?"

"Und?"

"Das enthält die Aufstellung der Leute, bei denen ich kaufe, sehen Sie? Gut. Hier auf der Seite stehen die Leute vom Land, und die Nummern hinter den Namen verweisen auf die Seiten im Hauptbuch, wo die Rechnungen eingetragen sind. Und jetzt sehen Sie die Seite, auf der die Eintragungen mit roter Tinte gemacht sind. Das ist die Liste meiner Lieferanten aus der Stadt. Nun schauen Sie sich mal diesen dritten Namen hier an. Lesen Sie ihn vor."

"Mrs. Oakshott, Brixton Road 117 - Seite 249", las Holmes. "So ist es. Und jetzt schlagen Sie im Hauptbuch nach." Holmes schlug die angegebene Seite auf. "Hier haben wir's: Mrs. Oakshott, Brixton Road 117, Eier- und Geflügellieferant."

"Gut. Und was ist die letzte Eintragung?" "22. Dezember. 24 Gänse a 7 s. 6 d."

"Richtig. Da haben Sie's. Und darunter?" "Verkauft an Mr. Windigate vom "Alpha" für 12 s." "Was sagen Sie jetzt?". Sherlock Holmes schaute tief bekümmert drein. Er holte einen Sovereign aus der Tasche, warf ihn auf die Theke, wandte sich ab und tat dabei so, als wäre sein Unmut zu groß, als daß Worte ihn ausdrücken könnten. Einige Yard entfernt blieb er unter einer Laterne stehen und lachte auf die herzliche, geräuschlose Weise, die ihm eigen war. "Einen Mann mit Backenbart, dem ein rosa Tuch aus der Brusttasche guckt, können Sie immer mit einer Wette ködern", sagte er.

"Ich wage zu behaupten, daß ich von dem Manne, wenn ich ihm hundert Pfund auf den Tisch gelegt hätte, nicht mit einer so erschöpfenden Antwort bedient worden wäre wie eben, da ich ihm das Gefühl eingab, er könne mich mit einer Wette aufs Kreuz legen. Nun, Watson, ich denke, wir nähern uns dem Ende unserer Nachforschung und es bleibt nur noch zu entscheiden, ob wir diese Mrs. Oakshott heute abend aufsuchen wollen oder ob wir uns das für morgen früh aufheben sollten. Nach dem, was der mürrische Bursche gesagt hat über die anderen, die außer uns begierig waren, in der Angelegenheit etwas zu erfahren, möchte ich - "

Seine Bemerkung ging unter in einem Lärmen, das von dem Stand her kam, den wir soeben verlassen hatten. Wir blickten uns um und sähen im gelben Lichtkreis der Hängelampe ein rattengesichtiges Männchen und Breckinridge, der Händler, stand in der Tür und schüttelte gegen die kriechende Gestalt wild die Fäuste. "Ich habe genug von Ihnen und Ihren Gänsen", schrie er. "Ich wünschte, ihr wärt alle beim Teufel. Wenn Sie mich noch mal mit Ihrem blöden Geschwätz belästigen, hetze ich den Hund auf Sie. Bringen Sie mir Mrs. Oakshott, und ich rede mit ihr. Was haben denn Sie mit der Sache zu tun-? Habe ich die Gänse von Ihnen gekauft?"

"Nein, aber eine davon gehört mir trotzdem", wimmerte der kleine Mann. "Reden Sie mit Mrs. Oakshott." "Die hat gesagt, ich soll Sie fragen."

"Meinetwegen fragen Sie den König von Preußen. Mir reicht es. Machen Sie, daß Sie wegkommen!"

Er stürzte wütend vor und der unerwünschte Frager rannte davon.

"Hallo, das kann uns einen Besuch in der Brixton Road ersparen." flüsterte Holmes. "Kommen Sie, wir wollen einmal sehen, was mit dem kleinen Burschen anzufangen ist." Wir drängten uns durch die Menschen, die zwischen den erleuchteten Ständen umherschlenderten, holten den kleinen Mann ein und tippten ihm auf die Schulter. Er fuhr herum, und im Gaslicht sah ich, daß jede Spur von Farbe aus seinem Gesicht gewichen war.

"Wer sind, Sie? Was wollen Sie?" fragte er mit bebender Stimme. "Entschuldigen Sie", sagte Holmes freundlich, "aber ich habe unabsichtlich die Fragen gehört, die Sie dem Händler stellten. Ich glaube, ich kann Ihnen helfen."

"Sie? Wer sind Sie? Was wissen Sie überhaupt von der Sache?"

"Mein Name ist Sherlock Holmes. Es ist mein Beruf, zu wissen, was andere Leute nicht wissen."

"Aber Sie können nichts wissen."

"Entschuldigen Sie, aber ich weiß alles. Sie sind bemüht, einigen Gänsen auf die Spur zu kommen, die von Mrs. Oakshott aus der Brixton Road an einen Händler namens Breckinridge verkauft wurden und von dem wieder an Mr. Windigate, den Wirt des ›Alpha‹, der sie an die Leute seines Clubs weitergegeben hat, in dem auch Mr. Henry Baker Mitglied ist."

"Oh, Sir, Sie sind genau der Mann, den ich treffen wollte", rief der kleine Mann, die zitternden Hände ausstreckend. "Ich kann Ihnen kaum erklären, wie sehr ich an der Sache interessiert bin." Sherlock Holmes winkte einer vorüberfahrenden Kutsche. "In dem Falle sollten wir uns besser in einem gemütlichen Raum statt auf diesem windigen Marktplatz unterhalten", sagte er. "Aber verraten Sie mir bitte, ehe wir fahren, wem helfen zu dürfen ich die Ehre habe?" Der Mann zögerte einen Augenblick. "Mein Name ist John Robinson", antwortete er mit einem Seitenblick. "Nein, nein, ich frage, wie Sie richtig heißen", sagte Holmes sanft. "Es ist immer ärgerlich, es mit einem ›alias‹ zu tun zu haben." In die weißen Wangen des Fremden stieg plötzliche Röte. "Na gut", sagte er, "mein richtiger Name ist James Ryder."

"Nun also. Der Geschäftsführer vom Hotel ›Cosmopolitan‹. Bitte, steigen Sie in die Kutsche und ich werde Ihnen bald alles erklärt haben, was Sie wissen wollen."

Der kleine Mann stand da und sah halb furchtsam, halb hoffnungsvoll zwischen Holmes und mir hin und her wie einer, der nicht weiß, ob er sich an der Schwelle zum Glück oder vor einer Katastrophe befindet. Dann stieg er in die Kutsche und eine halbe Stunde später befanden wir uns wieder im Wohnzimmer in der Baker Street. Während der Fahrt war nicht gesprochen worden, doch das schwache Atmen unseres neuen Gefährten und seine ständig krampfenden Hände redeten deutlich von seiner Nervenanspannung.

"Da wären wir", sagte Holmes, als wir ins Zimmer traten. "Das Feuer ist gerade das Richtige bei solchem Wetter. Frieren Sie, Mr. Ryder? Bitte, nehmen Sie den Korbsessel. Ich will nur noch meine Pantoffeln anziehen, ehe wir Ihre kleine Angelegenheit in Ordnung bringen. Nun denn! Sie möchten wissen, was mit jenen Gänsen wurde?"

"Ja, Sir."

"Oder vielmehr - nehme ich an - mit jener einen Gans. Es handelt sich nur um einen Vogel - stelle ich mir vor - der Sie interessiert, einen weißen mit einem schwarzen Streifen quer über dem Schwanz."

Ryder zitterte vor Erregung. "Sir, Sie können mir sagen, wohin er geraten ist?"

"Hierher."

"Hierher?"

"Ja, und es stellte sich heraus, daß er ein höchst bemerkenswerter Vogel war. Kein Wunder, daß Sie an ihm interessiert sind. Er legte ein Ei nach seinem Tod - das schönste, glänzendste kleine blaue Ei, das es je gegeben hat. Es befindet sich in meinem Museum."

Unser Besucher erhob sich schwankend und klammerte sich mit der rechten Hand am Kaminsims fest. Holmes schloß seine Kassette auf und hielt den blauen Karfunkel hoch, der wie ein Stern glänzte, kalt, sprühend, vielstrahlig glitzernd. Ryder stand mit erschöpftem Gesicht da, unsicher, ob er ihn fordern oder ihn aufgeben sollte.

"Das Spiel beginnt Ryder.", sagte Holmes ruhig. "Halten Sie sich aufrecht, Mann, oder Sie fallen ins Feuer. Watson, stützen Sie ihn in den Sessel zurück. Er ist zu blutarm, um ungestraft ein Verbrechen zu begehen. Geben Sie ihm einen Schluck Kognak. So! jetzt sieht er schon ein bißchen menschlicher aus. Was er doch für ein Hänfling ist." Für einen Augenblick taumelte Ryder und wäre fast gefallen, aber der Kognak brachte einen Anflug Farbe in die Wangen zurück, und dann saß er und starrte mit erschrockenen Augen auf seinen Ankläger. "Ich habe fast alle Glieder der Kette und alle Beweise in der Hand, die ich möglicherweise brauche und es gibt wenig, das Sie mir erklären müssen. Aber das Wenige sollte der Vollständigkeit halber ebenfalls zur Sprache kommen. Wie erfuhren Sie, Ryder, von dem blauen Stein der Countess of Morcar?"

"Catherine Cusack hat mir von ihm erzählt", sagte er mit brüchiger Stimme. "Aha. Die Zofe der Lady. Nun, die Versuchung, auf einfache Weise plötzlich reich zu werden, war zuviel für Sie - wie auch schon für andere Männer vor Ihnen, aber Sie waren nicht gerade wählerisch in den Mitteln, die Sie einsetzten. Mir scheint, Ryder, in Ihnen steckt das Zeug zu einem richtigen Schurken. Sie wußten, daß Homer, der Klempner, schon einmal in eine ähnliche Sache verwickelt war und daß der Verdacht um so eher auf ihn fallen mußte. Was taten Sie? Sie sorgten für eine kleine Reparatur im Zimmer der Lady - Sie und Ihre Vertraute Cusack - und drehten es so, daß man gerade diesen Mann rief. Dann, als er weg war, brachen Sie die Schmuckkassette auf, schlugen Alarm und ließen den unglücklichen Mann verhaften. Danach..."

Plötzlich warf Ryder sich auf den Teppich und umklammerte die Knie meines Gefährten. "Haben Sie, um Gottes willen, Erbarmen!" schrie er. "Denken Sie an meinen Vater! An meine Mutter! Es würde ihnen das Herz brechen. Nie zuvor habe ich Schlechtes getan! Ich will so etwas nie mehr tun. Das schwöre ich. Das schwöre ich auf die Bibel. Oh, bringen Sie mich nicht vor Gericht! Um Christi willen nicht!"

"Setzen Sie sich wieder!" sagte Holmes unnachgiebig. "Es ist einfach, sich jetzt zu krümmen und zu kriechen, aber an den armen Homer haben Sie kaum gedacht, der wegen eines Verbrechens auf der Anklagebank sitzt, von dem er keine Ahnung hat." "Ich werde fliehen, Mr. Holmes. Ich werde das Land verlassen, Sir. Dann bricht die Anklage gegen ihn zusammen." "Hm. Darüber werden wir noch sprechen. Aber jetzt möchten wir erst einmal einen wahrheitstreuen Bericht vom nächsten Akt hören. Wie kam der Stein in die Gans und wie kam die Gans auf den Markt? Sagen Sie uns die Wahrheit, denn darin liegt Ihre einzige Chance." Ryder fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. "Ich berichte Ihnen, wie es gewesen ist, Sir", sagte er. "Als Horner verhaftet war, schien es mir das beste zu sein, sofort mit dem Stein zu verschwinden, denn ich wußte nicht, wann die Polizei die Sache aufnehmen und mich und mein Zimmer durchsuchen würde. Im Hotel gab es keinen Platz, wo er sicher gewesen wäre. Ich verließ das Haus, als müßte ich eine Besorgung machen, und ging zu meiner Schwester. Sie hat einen Mann namens Oakshott geheiratet und wohnt in der Brixton Road; sie mästet Gänse für den Markt. Auf dem ganzen Weg kam es mir so vor, als ob jeder Mann, der mir begegnete, ein Polizist oder ein Detektiv wäre und obwohl der Abend kalt war, lief mir der Schweiß in Strömen übers Gesicht, ehe ich noch die Brixton Road erreicht hatte. Meine Schwester fragte mich, was geschehen sei und warum ich so blaß aussähe und ich erzählte ihr, daß ich mich über den Juwelendiebstahl im Hotel so aufgeregt hätte. Dann ging ich auf den Hof, rauchte eine Pfeife und überlegte, was zu tun sei. Ich hatte einmal einen Freund, mit Namen Maudsley, der war auf die schlechte Bahn geraten und hatte gerade seine Zeit in Pentonville abgesessen. Eines Tages hat er mich besucht und war auf die Tricks von Dieben zu sprechen gekommen und darauf, wie sie sich ihrer Beute entledigen. Ich konnte annehmen, daß er zu mir halten würde, da ich einiges von ihm wußte, und so beschloß ich, mich direkt nach Kilburn, wo er wohnt, auf den Weg zu machen und ihn ins Vertrauen zu ziehen. Er würde wissen, wie der Stein zu Geld zu machen war. Aber wie ihn erst einmal in Sicherheit bringen? Ich dachte an die Ängste, die ich vom Hotel bis zu meiner Schwester ausgestanden hatte. Jeden Augenblick konnte ich gestellt und durchsucht werden und dann steckte der Stein in meiner Westentasche. Ich lehnte an der Mauer und sah den Gänsen zu, die um meine Füße watschelten und plötzlich kam mir eine Idee, wie ich den besten Detektiv der Welt schlagen könnte. Einige Wochen zuvor hatte mir meine Schwester gesagt, ich solle mir eine von ihren Gänsen als Weihnachtsgeschenk aussuchen und ich wußte, daß sie immer zu ihrem Wort steht. Ich würde mir meine Gans jetzt nehmen und in ihr würde ich den Stein nach Kilburn bringen. Im Hof steht ein kleiner Schuppen und hinter den trieb ich einen der Vögel, einen schönen großen, weiß mit gestreiftem Schwanz. Ich fing ihn ein, sperrte ihm den Schnabel auf und stieß den Stein so tief in die Kehle, wie mein Finger reichte. Der Vogel würgte und ich merkte, wie der Stein durch die Speiseröhre wanderte, bis er im Kropf saß. Aber das Geschöpf flatterte und wehrte sich und meine Schwester kam heraus, zu sehen, was los sei. Als ich mich umwandte, ihr antworten wollte, riß sich das Biest los und flatterte zu den anderen.

›Was hast du nur mit dem Vogel angestellt, Jim?‹ fragte sie. ›Nun‹, sagte ich, ›du hast mir doch eine für Weihnachten versprochen und ich habe gefühlt, welche die fetteste ist‹

›Oh‹, sagte sie, ›die für dich haben wir schon ausgewählt. Wir nennen sie nur James' Vogel. Er ist der große weiße da drüben. Wir haben sechsundzwanzig: einen für dich, einen für uns und zwei Dutzend für den Markt‹

›Danke, Maggy‹, sagte ich, ›aber wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich lieber die Gans, die ich gerade befühlt habe‹ ›Die andere ist gute drei Pfund schwerer‹, sagte sie, ›wir haben sie extra für dich gemästet‹

›Mach dir nichts draus. Ich möchte die andere, und ich nehme sie gleich mit‹

›Ganz wie du möchtest‹, sagte sie, ein wenig ärgerlich. ›Welche also willst du nun?‹

›Die weiße mit dem gestreiften Schwanz in der Mitte der Herde‹

›Na gut. Schlachte sie und nimm sie mit‹

Ich tat, wie sie sagte, Mr. Holmes, und schleppte das Tier den ganzen Weg nach Kilburn. Ich erzählte meinem Freund, was ich gemacht hatte - er ist einer, bei dem es einem leichtfällt, so etwas zu sagen. Er lachte, bis er keine Luft mehr bekam und dann nahmen wir ein Messer und schnitten die Gans auf. Ich kriegte weiche Knie, denn da war nicht die Spur von einem Stein und ich begriff, daß mir ein schrecklicher Irrtum passiert war. Ich ließ den Vogel dort, lief zum Haus meiner Schwester und gleich in den Hof. Kein einziger Vogel war mehr da. ›Wo sind die alle, Maggy?‹ schrie ich. ›Beim Händler‹

›Bei welchem Händler?‹

›Bei Breckinridge am Covent Garden‹

›War da noch eine mit gestreiftem Schwanz?‹ fragte ich. ›Genau solche wie die, die ich mir ausgesucht habe?‹

›Ja, es gab zwei mit gestreiftem Schwanz. Ich habe sie nie auseinanderhalten können ‹ Jetzt war alles klar und ich rannte, so schnell mich meine Füße trugen, zu diesem Breckinridge. Aber er hatte die ganze Partie auf einmal verkauft und wollte mir mit keinem Wort verraten, an wen. Sie haben ihn heute abend ja selbst gehört. So hat er mir immer geantwortet. Meine Schwester denkt, ich bin verrückt geworden. Manchmal denke ich das selbst. Und jetzt - jetzt bin ich ein gebrandmarkter Dieb, der den Reichtum, um dessentwillen er seinen Charakter aufgegeben hat, nicht einmal berühren konnte. Gott helfe mir! Gott helfe mir!" Er brach in krampfhaftes Schluchzen aus und barg das Gesicht in den Händen. Danach blieb es lange Zeit still - die einzigen Geräusche waren Ryders schwerer Atem und das regelmäßige Klopfen, das Sherlock Holmes mit seinen Fingerspitzen auf den Tisch erzeugte. Endlich erhob sich mein Freund und riß die Tür auf.

"Raus!" sagte er. "Was ist, Sir? Der Himmel vergelte es Ihnen!"

"Kein Wort mehr! Raus!"

Und es war auch kein weiteres Wort nötig. Ein Sturz zur Tür, ein Gepolter auf der Treppe, das Zuschlagen der Haustür und das harte Geräusch rennender Füße auf der Straße - das war alles.

"Schließlich, Watson", sagte Holmes, indem er nach seiner Tonpfeife griff, "bin ich nicht von der Polizei engagiert und hier deren Schlappen wettzumachen. Wäre Horner in Gefahr, wär's etwas anderes; aber dieser Bursche wird nicht gegen ihn auftreten und da muß die Anklage in sich zusammenfallen. Vermutlich verharmlose ich ein Verbrechen, aber es ist auch möglich, daß ich eine Seele rette. Der wird nicht noch einmal auf den falschen Weg geraten. Er ist zu verschreckt. Steckt man ihn in den Käfig, so wird aus ihm ein Vogel hinter Gittern sein Leben lang. Außerdem haben wir gerade das Fest der Versöhnung gefeiert. Der Zufall hat uns zu einem einmaligen, seltsamen Problem verholfen und dessen Lösung trägt die Belohnung schon in sich. Wenn Sie jetzt die Güte hätten, Doktor, zu läuten, werden wir gleich mit einer neuen Untersuchung beginnen, deren Held auch ein Vogel ist."

 

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